Bitte geh Jakob
28. November 1089
Heute ist ein großer Tag! Mein Heer und ich machen uns bereit, in den Krieg zu ziehen, um das feindliche Gebiet zu erobern. Ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, was mich außerhalb unserer Gebiete erwartet. Dennoch habe ich meiner Familie versprochen, heil zurückzukehren. Möge Gott uns beschützen.
30. November 1089
Ein Hinterhalt! Damit hat keiner von uns gerechnet. Ich musste mich heute von meinen Mitkämpfern trennen. Ich bin zurzeit auf feindlichem Gebiet und bin auf mich allein gestellt. Mein Ross ist während des unerwarteten Angriffs ums Leben gekommen.
1. Dezember 1089
Es fällt mir sehr schwer, nicht an meine Familie zu denken. Ich gehe schon seit Stunden und ich verbrauche bald mein ganzes Essen. Alles, was ich durch den Nebel sehen kann, sind Sträucher, Sträucher und noch mehr Sträucher. Hin und wieder mal sind auch ein Paar Bäume und Blümchen zu sehen, aber ich kann weit und breit kein Lebenszeichen eines Menschen sehen.
2. Dezember 1089
Mir fällt auf, dass das Wetter immer kälter wird. Ich kann meine Finger nicht mehr spüren. Vor etwa drei Stunden musste ich meine Rüstung und meine Waffen zurücklassen, denn ich fühle, wie ich mit jedem Atemzug schwächer werde. Das Einzige, woran ich noch denke, ist meine Frau Iris und meine Tochter Gerda. Ich wünschte, ich würde euch noch in diesem Leben sehen.
3. Dezember 1089
„Jakob, geh!“ Geh weiter Schatz, geh bitte, geh!“ In meinem Kopf höre ich diese Worte. Sie geben mir Kraft, sie lassen nicht zu, dass ich aufgebe. Mein ganzer Körper zittert, doch ich muss gehen.
10. Dezember 1089
Der Grund, weshalb ich nicht geschrieben habe, ist, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Daraufhin haben mich einige Bürger eines nahen Dorfes gefunden und haben für mich gesorgt. Nach einer Woche Tiefschlaf bin ich noch am Leben. Die Dorfbewohner meinten, dass ich sehr viel Glück hatte, ich jedoch sehe es nicht als Glück, sondern als ein Schicksal. Iris, hättest du mich nicht ermutigt weiterzugehen, wäre ich nie fähig gewesen, dich wiederzusehen. Gott hat mir deine Nachricht ausgerichtet!
11. Dezember 1089
Gottseidank! Ich habe gerade von einem Bürger erfahren, dass es in der Nähe ein Schiff gibt, das mich nach Hause bringen kann. Es hat sich auch herumgesprochen, dass der Krieg vorbei ist. Unser Heer konnte das Gebiet der Salier erobern!
12. Dezember 1089
Ich bekomme langsam ein mulmiges Gefühl, im Dorf zu bleiben. Es kann nämlich sein, dass es ein Gebiet der Salier ist. Bis jetzt konnten sie mich nicht identifizieren, weil ich meine Rüstung auf dem Weg liegen gelassen habe, doch nun sollte ich langsam wieder gehen, bevor sie erfahren, wer ich wirklich bin.
14. Dezember 1089
Mit einem neuen Ross und viel Nahrung bin ich nun zwei ganze Tage auf der Suche nach dem Hafen. Habe ich mich nicht verirrt? Die Bürger meinten, dass es nur einen halben Tag dauert, bis ich den Hafen erreiche.
15. Dezember 1089
Nach meinem dreitägigen Ritt habe ich nun einen Bootsfahrer gefunden, doch keinen Hafen. Er bietet mir jedoch
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