Wie eine zarte Feder
Der Sohn springt auf und ab und sagt:
„Erzähl‘s mir, erzähl‘s mir, Vater, bitte!“
Zu viele Fragen auf einen Schlag,
ich höre lang verklungene Schritte,
Stumme Gedanken. Geh bitte
Die Schritte eines Toten, so laut,
Knirschen der Stiefel, so unverhohlen.
Unheilvoll wie des Unglücks Braut
Erinnerungen, sie kommen mich holen.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Die Stimme der Verzweiflung,
die toten Augen der Kameraden,
das einstige Leuchten nur noch Erinnerung
an Soldaten, die ausgedient haben.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Die Stimmen, sie kreischen,
die Panik verzerrt die schönen Gesichter.
Schmerz und Angst, die sie zerfleischen,
die Erinnerungen werden immer dichter.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Der Glanz getränkt mit Blut,
der Friede gebrochen in tausende Stücke.
In mir eine tosende feurige Glut
über des Diktators schreckliche Sünde.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Kameraden sehe ich nach dem Sieg,
wie sie liegen in stummen Reihen.
Ihre letzte Erinnerung Schmerz und Krieg,
ihre blutigen, grausamen Reisen.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Meine Augen sind voller Tränen,
zu viel hat der Krieg geraubt,
Unschuldige Leben, grausame Szenen,
alles wirkt heut gar verstaubt.
Stumme Gedanken. Geh bitte
Die Schritte verschwinden
Wie eine zarte Feder so leicht,
doch lässt mich der Schmerz erblinden,
die Bilder haben mich erreicht.
…
Sie suchen mich heim.
Jedes Jahr
Jeden Monat
Jeden Tag
Jede Stunde
Bis ans Ende meines Lebens.
Stumme Gedanken. Geh bitte
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