Finger im Hals
Alles um mich herum steht still.
Ich kann mich nicht bewegen.
Meine Glieder sind taub.
Das einzige was ich spüre ist mein Finger in meinem Hals.
Nichts anderes zählt, als dass es endlich kommt.
Doch es kommt nicht.
Es wird nicht kommen.
Es kam schon die letzten drei Male nicht.
Langsam ziehe ich die Hand aus meinem Hals. Genauso langsam stehe ich auch auf und blicke in den Spiegel. Leere Augen starren mir entgegen. Kein Funken Emotion spiegelt sich in ihnen. Kalt und trostlos.
Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht, denn sie bedeuten nichts. So wie jedes Mal versuche ich mir mit kaltem Wasser diesen Blick aus dem Gesicht zu waschen.
Mit feuchten Augen sehe ich in den Spiegel. Der Ausdruck ist immer noch da. Hilflos. Leise flüstere ich meinem Spiegelbild entgegen.
„Geh bitte, jetzt reiß dich zusammen.“
In der nächsten Sekunde reißt jemand die Tür auf. Zwei lachende Mädchen stürmen herein und innerhalb eines Bruchteils hellen meine Augen auf und ich lächle meiner Reflektion entgegen. Nichts ist mehr übrig von dem Ausdruck vorhin. Ich trockne meine Hände ab und gehe mit schnellen Schritten zurück in die Klasse. Leise setzte ich mich zurück auf meinen Platz und versuche dem Unterricht zu folgen. Ich sehe mich um. Niemand scheint zu bemerkt zu haben was gerade passiert ist. Ich lächle zufrieden.
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