Fehl am Platz
„Geh bitte“, höre ich von meiner Mutter,
Unsere Hunde müssen zum Spazieren raus,
ich soll mit ihnen gehen, aber ich habe keine Lust darauf.
„Geh, bitte, stell dich nicht so an“, höre ich von meinem Vater,
Ich habe ihn gerufen, um die kleine Spinne aus meinem Zimmer zu bringen,
mir selbst wollte das ganze einfach nicht gelingen.
„Geh bitte“ höre ich von meinem Bruder,
Ich soll sein Zimmer verlassen,
Er ist beschäftigt, hat ein Zoom-Meeting und will es nicht verpassen.
„Geh bitte“, höre ich von Oma und Opa
Sie besprechen gerade etwas, ich soll es nicht hören,
Schnell verlasse ich den Raum, ich will ja nicht stören.
Doch darf ich nicht bleiben, da, wo ich bin?
„Geh bitte“ immer wieder wird mir dieser Satz gesagt,
So viele Gedanken, alles Dinge, die mein Kopf sich abends fragt:
Bin ich fehl‘ am Platz, unerwünscht, hat das alles einen Sinn?
Plötzlich, ein leises vibrieren, mein Handy leuchtet auf,
eine Nachricht, jemand hat mir geschrieben,
ich denke „naja, besser als nur im Bett zu liegen“
Ich nehme mein Handy und drücke darauf.
Die Nachricht kommt von einer ganz besonderen Person,
Sie hat mir nie das Gefühl gegeben falsch zu sein,
Sie bittet mich nie zu gehen, sondern lädt mich zu ihr ein
Sie will sich mit mir treffen und meine Gedanken werden vertrieben von Emotion.
Der nächste Morgen, ich nutze die Gelegenheit,
Und gehe raus aus meinem Zimmer,
Meine Mutter liest gerade, so wie eigentlich immer,
Schnell gebe ich ihr vom geplanten Treffen Bescheid.
Sie will nicht, dass ich gehe „unterwegs warst du doch gestern schon“
Und ich will nicht auf sie hören, rede dagegen
„So kurzfristig kann ich das Treffen auch nicht mehr verlegen“
„Dann, geh, bitte“, sagt sie in ironischem Ton
Am Ende des Tages setze ich mich auf einer Parkbank nieder
Alles ist ruhig, nur mein Kopf ist so laut
Langsam fühl‘ ich mich unwohl in meiner Haut
Und ich merke, die Gedanken, sie kommen wieder
„Geh bitte“, immer wieder dieser Satz,
Hat das etwas mit mir zu tun?
Bin ich zu anstrengend und du willst dich ausruh’n?
„Geh bitte“, bin ich hier fehl‘ am Platz?
Alles Gedanken, sie kommen plötzlich und bleiben stur
Auf einmal spüre ich einen Arm um mich
Und alles, was ich höre ist nur:
„Ich weiß es ist spät, aber bitte geh noch nicht“
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