Geh bitte! Ich will nicht mehr!
Ich möchte euch gerne diese Geschichte erzählen, da sie es verdient hätte, anderen Menschen zu zeigen, wie stark ein junges Mädchen sein kann. Meine beste Freundin und ich lernten uns mit 11 Jahren kennen. Sie zog in die Nachbarschaft meiner Cousine. Wir spielten immer mit voller Freude zusammen, wenn ich dort war. Sie war ein wundervoller, glücklicher, lebensfroher und vollkommen gesunder Mensch. Bis zu dem einen Zeitpunkt. Sie zog mit 12 Jahren in eine Wohngemeinschaft, da sie mit ihren unreifen Eltern nicht mehr auskam und auch vernachlässigt wurde. Als sie sich dort eingelebt hatte, bekam sie aus dem Nichts starke Rückenschmerzen, die sie wie Messerstiche beschrieb. Diese wurden immer unerträglicher. Bis es ihr wegen den starken Schmerzen die Luft abschnürte. Sie fuhr ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten, sie müsse operiert werden. Während dieser Operation stellten sie eine sehr schlimme Diagnose. Sie wachte auf und bekam die Diagnose Knochenkrebs. Für sie brach eine Welt zusammen. Als ich es erfuhr, stand ich unter Schock und fühlte mich, als würde ich nichts mehr realisieren können. Jeden einzelnen Tag schrieben oder telefonierten wir. Die ersten Chemotherapien begannen und es fielen ihr so schnell die Haare aus, wie den Bäumen die Blätter im Herbst. Wir schlossen einen Pakt. Ich machte ihr den Vorschlag, dass ich meine Haare wachsen lasse und dann abschneiden und eine Perücke anfertigen lassen würde. Dafür müsste sie mir aber wie ein Indianer das Ehrenwort geben weiterzukämpfen und nicht aufzugeben. Sie kämpfte auch wie eine willensstarke Löwin weiter ums Überleben. Leider setzte sich die Krankheit durch und sie wurde immer dünner und schwächer. Sie gab trotzdem nicht auf, denn sie hatte einen starken Willen. Dies zeigten auch die Ergebnisse bei den Untersuchungen. Es ging bergauf. Wir hatten alle wieder Hoffnung und sie durfte auch für eine gewisse Zeit zurück nach Hause. Zu dieser Zeit verstand sie sich wieder mit ihren Eltern. Leider kam eins zum anderen und es ging wieder bergab. Die Ärzte sagten, dass es sehr schlecht aussehe, sie hätte nur eine geringe Chance. Auch mein Alltag kam durcheinander. Ich war am Ende und dachte mir oft: “Bitte geh, ich kann dich nicht so leiden sehen und das hast du nicht verdient. ”. Wir telefonierten nach wie vor jeden Tag. Es gab eine Sache, die mir das Herz brach. Ihre Mutter sagte neben ihr zu anderen Leuten, dass sie es nicht schaffen würde. Eines Tages rief sie mich voller Tränen in den Augen an und sagte zu mir, sie möchte nicht mehr, lass mich bitte gehen und sie würde sowieso sterben. Sie war zu dieser Zeit im Stadium 3-4.
Dieses Mädchen war das stärkste Mädchen, dass ich kennen lernen durfte. Weihnachten 2018 verbrachte sie zuhause, obwohl der Krebs im Endstadium war. Im Jänner 2019 verlor sie im Alter von 15 Jahren den Kampf. Insgesamt waren es 3 Jahre voller Höhen und Tiefen. So musste ich sie leider voller Schmerz gehen lassen. Ruhe in Frieden. Hab dich lieb.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX