Geheimnis der Vergangenheit
Newton, Jahr 2522
Die Erde steht vor dem Aus. Es ist unausweichlich, schon seit Jahrhunderten. Das Parlament berichtet seit Ewigkeiten darüber. Das rote Zeitalter. Rot, so wie einst der Mars. Die ersten Kolonien wurden nun schon vor 5 Jahren gegründet. Gut die Hälfte der Bevölkerung lebt dort. Das Ziel der Regierung ist es, innerhalb der nächsten zwei Jahre auch den Rest nach oben zu bringen. In den Weltraum. Ein neues Leben. Meine Familie ist als Nächstes dran. Wir stehen bereits auf der Liste für den SpaceShip-Flug 5050. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll. Kann man einen Planeten verlassen von dessen Geschichte man fast nichts weiß? Klar, die meisten können es. Aber ich nicht. Ich spüre, dass mehr in der Vergangenheit liegt, als das, was uns die Obrigen berichten.
Wie konnte es dazu kommen, dass unser Planet nicht mehr bewohnbar ist? Im Geschichteunterricht lernten wir, dass die Menschheit nichts dagegen tun konnte. Generell reden wir immer nur über die Zukunft. Die Vergangenheit sei bedeutungslos, sagen sie. Was zählt ist die Zukunft…
Es kommt mir so vor als hätte vor hundert Jahren kein Leben existiert. Alles, das ich von der Vergangenheit weiß, geschah in den letzten einhundert Jahren. Was davor war? Ich weiß es nicht. Aber ich möchte es wissen! Ich MUSS es wissen!
Meine Großmutter hat einmal zu mir gesagt: „Hör nie auf, Fragen zu stellen. Sobald du das tust, lässt du zu, dass dein Leben fremdbestimmt wird.“
Sie hat oft solche Dinge gesagt. Ich erinnere mich daran, wie sie mir aus Büchern vorgelesen hat. Tagebüchern. Sie waren alt, sehr alt. Meine Oma meinte immer, sie hätten Jahrhunderte überdauert. Geschichten vom Schulleben eines Vorfahren. Wie es damals war. Ich kann mich nicht erinnern um was es in den einzelnen Geschichten ging. Ich weiß nur, dass mein Vater sagte, es wäre besser so. Sie seien der Grund, wegen dem sie gestorben sei. Ich habe das nie verstanden. Wie können Bücher einen umbringen? Der Spruch meiner Mutter darauf lautete immer: „Es ist nicht das Äußere, sondern das Innere, was am Ende zählt.“
Eines ist mir klar: Es gibt Dinge, welche man uns verschweigt.
Aus diesem Grund stehe ich jetzt hier. In einem der best geschützten Archive der Stadt. Wie habe ich es hier herein geschafft? Nebensächlich. Meine Mission ist es den Videorekorder mit den Aufzeichnung von vor 500 Jahren zu finden. Bücher gibt es ja seit einem Jahrhundert nicht mehr. Alles ist Digital. Gerade jetzt erweist sich das als mein Vorteil.
Nachrichtensendungen. Das Jahr 2022. Klimakrise. Man wusste schon vor langer Zeit davon. Aber wir konnten nichts tun? Nein. Man hätte es ändern können. Sie wollten es nicht. Alles war gelogen. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter. Plötzlich schwere Schritte. Das Knallen der Tür. Alles ist so surreal, so anders. Regierungswächter. Sie holen mich. Ich weiß es.
Eines ist mir klar: Es gibt Dinge, wegen derer Wahrheit Menschen sterben.
Aber ich habe ein Versprechen gegeben. Ich werde nie aufhören, Fragen zu stellen.
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