Genug
Genug. Was bedeutet das? Genug vom Job. Genug von der Schule. Genug von Leben und Tod. Genug von Mond und Sternen, von Tag und Nacht. Genug von Liebe und Hass. Genug von Lügen und Wahrheit.
Genug vom Leben. Genug. Tief im Inneren. Genug. Alleine gegen den Rest der Welt. Genug. Genug von der Einsamkeit und Zweisamkeit. Es ist genug. Tagein, tagaus alleine. Abends alleine in den Sternenhimmel schauen. Genug.
Genug von all den Verlusten, die einen prägen. Genug vom Sterben und Verabschieden. Genug Menschen sterben gesehen. Genug von Terror und Krieg. Genug vom Machtstreben verrückter Politiker. Genug. Genug vom Nicht-gehört-Werden. Genug vom Rassismus. Genug.
Genug. Menschen leben und sterben. Leben. Tod. Genug. Genug von Krankheiten. Genug von der Angst zu verlieren. Jemanden zu verlieren. Jemanden. Wir alle erleben, wir leben Verluste. Verluste. Genug. Genug vom Grau. Von grauen Tagen. Grauen Wochen. Grauen Jahren. Genug vom Trauern und Vermissen. Genug.
Genug von dir. Genug von mir. Genug von uns. Uns. Dieses Wort: „uns“. Voller Harmonie und Liebe. Uns. Wir. Genug. Genug von Zärtlichkeit und Vertrauen. Vertrauen. Vertrauen in dich. Mich. Uns. Genug von Umarmungen und Küssen. Genug vom Mehr. Genug vom Tanzen im Regen. Genug vom Lachen und Weinen. Vom selben Humor. Genug von der gemeinsamen Zeit. Genug von gemeinsamen Liedern. Genug von gemeinsamen Erlebnissen. Genug von der Zweisamkeit. Genug.
Genug. Erwachsen zu spielen. Genug. Kind zu sein. Genug von der Kindheit. Kindheit. Ohne Sorge durchs Leben zu gehen. Zeit spielt dabei keine Rolle. Unbeschwert sein. Kind sein. Zu leben. Die Welt zu entdecken. Schlammknödel machen und vom Fliegen träumen. Süßigkeiten essen bis zum Platzen. Das ist Kindheit. Genug. Die Kindheit ist genug. Genug vom Unbeschwerten. Genug vom Kindsein. Genug.
Genug vom Leid der Welt. von den gerodeten Wäldern. Genug von dem Aussterben der Tiere. Genug vom steigenden Meeresspiegel. Vom Schmelzen der Pole. Genug gesehen, wie die Welt zu Grunde geht. Genug von Zerstörungen. Die Zerstörung unseres Planeten. Unserer Menschheit. Genug.
Genug gelaufen, genug gegangen. Genug vom ständigen Alltag. Genug mit dem System gelaufen und gegangen. Das System, das sagt, was man zu tun und was zu lassen hat. Es bestimmt unser Leben. Genug. Genug mit dem Strom mit geschwommen. Genug vom Schwimmen und Untergehen. Vom Scheitern und Meistern. Genug.
Genug, sagte Opa. Als es genug war. Es Zeit war. Es war genug. Genug gelebt. Genug gemeinsam gelacht. Genug mit Weingläsern angestoßen. Genug gestrahlt mit seinen Augen. Genug Haare geglättet mit dem Bügeleisen, würde Opa sagen. Genug von den Geschichten aus der Kindheit und dem Krieg. Genug vom Tischlersein. Genug vom Geruch des berarbeiteten Holzes. Genug. Genug von der Liebe. Genug. Nie genug von der Liebe in meinem Herzen. In seinem Herzen. Die Liebe zu leben. Die Liebe zu Oma. Sein Leben in unseren Herzen bleibt. Genug, wenn es genug ist. Genug von all den weiteren Verlusten. Genug davon Menschen gehen zu lassen, die man liebt. Genug.
Genug. Oft genug "genug" gesagt.
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