Genug der Welt
Autos, Tiere, Pflanzen und Menschen. Menschen, ja diese Menschen. Ich verstehe sie nicht, kein bisschen. Ihre Gedanken, ihre Ideen sowie ihre Illusionen. Dabei sind sie so einfach gebaut. Erste Schicht: Skelett, darauffolgend die Muskeln, die Sehnen, Fleisch, Haut und alles, was dazu gehört. Obwohl wir alle gleich sind, sind wir doch verschieden. Ich sehe mir sie an, Tag für Tag. Sehe sie in den Medien, in Zeitungen und höre sie in Radios. Ihre Stimmen sind überall, Wörter hallen in meinem Kopf herum. Ich kann sie beinahe nicht mehr ertragen, diese Menschen.
Ich schalte den Fernseher an, sehe erneute Nachrichten über Flüchtlinge, Kriege; die damit verbundenen Bombenangriffe und die unzähligen Toten. Leise seufzend schalte ich ihn wieder aus, lasse mich in das samtweiche Polster des Sofas sinken und schließe die Augen. Dabei höre ich der absoluten Stille zu. Mein Kopf ist leer, frei von jeglichen Gedanken. Doch plötzlich spielen sich die Bilder der neuesten News vor meinem inneren Auge, wie ein Filmstreifen, ab. Überall Krieg, Tod und Hass. Meine Muskeln verkrampfen sich, ich spanne mich an und atme tief ein, bevor nur eine Vokabel vor meinen braunen Seelenspiegeln flimmert: GENUG!
Es ist genug! Ich will nichts mehr davon sehen! Das Leid der Menschen, der gegenseitige Hass. Verfolgung wegen Religion oder Hautfarbe! Ich habe einfach genug von ihr, dieser Welt, die uns so grausam erscheint. Es ist einfach genug! Ich will und kann dieses Leid des Lebens nicht mehr ertragen. Wer war nur dieser Mann, der einst sagte, dass die Welt unbezahlbar schön sei? Es mag wohl stimmen, aber hatte er die Menschheit eingerechnet? Wirklich, die Welt ist ein schöner Planet, der womöglich einzige mit Luft und Schokolade, aber es gibt Ausnahmen, die dieses schöne Weltbild einfach in Grund und Boden treten müssen. Und ich habe genug von diesen Leuten. Ebenfalls von denen, die meinen, über uns bestimmen zu können. Jene, die uns bis in die Persönlichkeit einschränken.
Wie war es, als der Mensch sich noch Affe nannte? Sicher, er lebte voller Gefahren, aber konnte er sich denn glücklich nennen? Wusste er denn, was Glück war? Was Pech war? Hätten unsere Vorfahren damals „Genug!“ geschrien und sich laut stampfend aus der Höhle verzogen? Ich weiß es nicht, vielleicht werde ich es auch nie wissen. Aber ich weiß wie es ist, wenn man heutzutage nach Hause kommt, sich auf das Bett wirft und denkt:
„Ich habe genug von der Schule, genug vom Leben, genug der Welt! Ich möchte einfach nur schlafen.“ Leider Gottes ist es dem nicht so. Wir können nicht einfach die Augen verschließen und denken: „Jetzt ist genug. Ich lass die anderen alles machen.“ Einst sagte ein Mann namens John Lennon: „Stell dir vor, dass alle Menschen ihr Leben in Frieden leben. Du wirst sagen ich bin ein Träumer, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, dass du dich uns eines Tages anschließt und die Welt wird Eins sein.“ Ich schließe mich ihm an. Aber jetzt habe ich genug gesagt.
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