Genug für mich
Du bist genug, warst du schon immer. Egal was dir deine Gedanken sagen, wispernd in dunklen grauverhangenen Ecken deines Geistes, in abwesenden, trostlosen Momenten. Du bist nicht allein. Jeder fragt sich das irgendwann einmal. Ob man genug ist. Genug hat. Genug gibt. Genug bekommt.
Wir denken es alle. Aber ich will dir sagen – für mich bist du genug. Du gibst mir so viel von dem du noch nicht einmal begreifst, dass du genug davon hast. Glück. Und Liebe. Zum Beispiel.
Jedes Mal ist der Gedanke an mich genug, um dich vom Abgrund zurückzuholen. Und du fragst dich, ob du genug für mich bist – ob du mich genauso motivierst, inspirierst, aufbaust, unterstützt wie ich dich. Schatz, zu sehen, wie du dich bemühst, ist mir so unendlich viel wert. So viel wie meine Tagträume tief sind, meine Sehnsucht nach dir groß, die Entfernung zwischen uns unendlich wenn wir nicht gerade in einer Umarmung versinken.
Du bist genug, mit all deinen perlenklaren Tränen, die du in Angst um mich vergießt; mit deinem seltsamen Humor, der so sonderbar gleich zu meinem passt. Und genug mit all deinen bewundernswerten und mich in Verlegenheit bringenden Gesten der Aufmerksamkeit, sodass ich mich fühle wie eine edle, beachtete Person.
Ich bin doch nur ich. Und du bist nur du. Und dennoch tust du alles Menschenmögliche, um mir zu zeigen, dass du genug sein willst. Nur genug. Nicht mehr, nicht weniger. Es liegt genau zwischen Gerade jetzt brauche ich dich und Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können.
Wie soll das nur werden? Wenn wir irgendwann einmal nicht mehr genug füreinander sein können? Wenn wir beide irgendwie halb stumm schreiend daran zerbrechen, den anderen nicht zu haben? Genug ist alles, was ich von dir brauche und will.
Deine Nähe, die mir so überlebenswichtig geworden ist, wie die Luft, die ich atme und du an meiner Seite bist der Boden unter meinen Füßen und mein Licht in der Dunkelheit. Du bist wie ein Feuer, das brennt, das hell lodert und ich kann mich daran wärmen während du noch darum bangst, was es mit dir macht – das in Flammen stehen.
Wäre eine Tragödie schöner? Wenn du eben nicht genug wärst? Wenn ich nicht genug wäre und wenn wir beide dem anderen kläglich beim Eingehen zusehen würden? Wenn der andere immer nur nach mehr streben würde, nach Abwechslung, weil ich ihm nicht genug wäre. Gott, wäre das ein schreckliches Gefühl – gaukelt es einem doch vor, die eigene Existenz wäre minderwertig. Zumindest einem jungen Herzen kann es wohl oft so vorkommen. Sehnsüchtig und verzweifelt auf der Suche nach Erwiderung und Anerkennung.
Genug sein – geht das nicht von einem selbst aus? Geht es nicht darum, zuerst für sich selbst genug zu sein? Sich zu dem zu entwickeln, was man gerne sein möchte? Oder einfach nur man selbst sein? Gibt es eine Reihenfolge, die man einhalten sollte? Für jemand anderen genug zu sein und dadurch den eigenen Wert erkennen? Oder sich zuerst selbst finden und jemand anderem dann alles von sich geben – nur um genug sein zu können.
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