Genug ist genug!
Mit einem versessenen Blick starre ich auf den flackernden Bildschirm.
Meine Augen huschen hin und her.
Meine Zähne zerbeißen meine bereits geschwollene Lippe, als wäre diese ein leckeres Sandwich, wenn der Bauch schon schmerzt vor Hunger.
Mein linker Fuß wippt aufgeregt auf und ab.
Meine Finger rasen über die Tastatur, wie die Möchtegernrennfahrer auf der Autobahn.
Alles ist still!
Nur das leise Ticken der hellrosa gefärbten Wanduhr ist zu hören.
Ihre Zeiger stehen auf fünf nach zwei.
Fünf nach zwei in der Nacht.
Unter meinen Augen machen sich bereits totengräberschwarze, tiefe Ringe bemerkbar.
Meine Lider fühlen sich so schwer an wie die Mathe Schularbeiten in meiner Schulzeit.
Aber ich wage es nicht einmal, an Schlaf zu denken.
Nur die Arbeit zählt.
Kreuz und Quer kreisen meine Gedanken.
In meinem Kopf dröhnen laute Stimmen.
„Das Angebot liegt morgen pünktlich auf meinem Schreibtisch!“
„Vergiss nicht den Termin zu vereinbaren!“
„Das muss noch einmal überarbeitet werden!“
„Konzentrier dich!“
„Streng dich mehr an!“
Sie haben recht.
Alle haben sie recht.
Da geht noch mehr.
Ich darf keine Schwäche zeigen.
Nicht nachlassen.
Nur die Arbeit zählt.
Meine Finger rasen erneut über die Tastatur.
Die noch übriggebliebene Konzentration liegt völlig bei dem Chaos aus schwarzen Buchstaben, die sich vermehren wie die Schnecken im Gemüsebeet.
Da berührt plötzlich eine eiskalte Hand meine Schulter.
Mein Körper zuckt zusammen.
Blitzschnell fahre ich herum.
Mein Blick fällt direkt auf die getreidefarbenen Augen, die man mit einem Hochwasserschutz, der kurz vor dem Überlaufen ist, vergleichen könnte.
Sie wirken etwas schläfrig, aber todernst und von einem besorgten Ausdruck umrahmt.
Gefesselt und in den Bann gezogen starre ich die dunkle Gestalt an.
Die leichenblauen Lippen weiten sich.
Und drei nachdrückliche Worte dringen in mein Ohr.
„Genug ist genug!“
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