Geschichte und politische Bildung
Erster Weltkrieg, dachten wir.
Ein paar von uns hatten sich sogar eingelesen.
Und dann kam er, der uns eigentlich etwas über Geschichte erzählen sollte, und fing stattdessen von der Zukunft an.
Zugegebenermaßen hatte er einen guten Grund dafür:
Er hatte mit seinen Erstklässlern von der Steinzeit gesprochen; von den Menschen vor zehntausend Jahren, davon, wie anders und doch ähnlich die menschliche Kultur damals im Vergleich zu heute gewesen war. Dann hatte er gefragt:
Wie, glaubt ihr, wird die menschliche Kultur in weiteren zehntausend Jahren aussehen?
Aber Herr Professor, hatten sie geantwortet, in zehntausend Jahren gibt es keine Menschen mehr!
Nun fragte er uns, seine Großen:
Ist das wirklich eure Lebenseinstellung? Ist es das, was die junge Generation denkt?
Nicht vorwurfsvoll. Bestürzt.
Natürlich, er war ja aufgewachsen in einer Zeit, in der alles jedes Jahr ein klein wenig besser wurde. Wieso hätte es nicht bis in alle Ewigkeit jedes Jahr ein klein wenig besser werden sollen? Dass unsere Existenz bedroht sein könnte, ist für ihn – zwangsläufig – eine neue Idee unter vielen.
Wir aber, und noch viel mehr die Erstklässler, sind damit aufgewachsen. Seit wir das erste Mal einen Blick in die Zeitung geworfen haben, seitdem wir versuchen, die Nachrichten im Fernsehen auch tatsächlich zu verstehen, von dem Moment an, als wir mit unseren ersten Handys das Internet erkundeten, war die Idee allgegenwärtig: Irgendwann wird es zu Ende sein.
Ist das wirklich eure Lebenseinstellung?
Ja, Herr Professor.
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