Gestärkt in die Zukunft
Clara stürmt durch die Klassentür, um dem bedrängenden Gefühl der Klasse zu entfliehen, welches sie wie eine tickende Zeitbombe fühlen lässt. Den Grund für dieses Gefühl, welches Clara durch den ganzen Körper rast, wird sie jedoch erst in der Zukunft erfahren.
Als sie die Schultoiletten erreicht, bricht sie in Tränen aus und sperrt sich in eine der Kabinen ein, um alleine zu sein. Wenige Sekunden später betritt jemand jedoch das WC, weswegen sie ihren Mund mit ihren Händen verdeckt, um ihr Schluchzen verstummen zu lassen. Nachdem Clara wieder alleine ist, beruhigt sie sich, wischt sich ihre Tränen aus dem Gesicht und kehrt in den Unterricht zurück, wo sie zahlreiche verwunderte Blicke erntet.
Nach dem Unterricht kommt Clara mehr als erschöpft zu Hause an, wo ihre Eltern bereits am Esstisch zu Mittag essen. Sie verzichtet darauf, ihre Eltern zu begrüßen und stürmt in ihr Zimmer. Da ihren Eltern in letzter Zeit vermehrt dieses Verhalten auffällt, gehen sie davon aus, dass Clara wegen der Prüfungsphase einfach etwas gereizt ist, und stellen ihr das Essen vor die Zimmertür, um ihrer Tochter Raum zu lassen.
Einige Zeit vergeht, in welcher sich Claras Lage stark verschlechtert. Sie stellt sich oft krank, um nicht in die Schule gehen zu müssen, bricht jegliche sozialen Kontakte ab und schließt sich in ihrem Zimmer ein. Denn Clara ist einfach nicht in der Lage, sich in die Nähe der Menschen zu begeben, welche ihren Körper in einen extremen Ausnahmezustand versetzen und ihr somit die letzte Kraft rauben.
Eines Abends fängt Clara aufgrund von Verzweiflung an, ihre Symptome zu googeln, und schreibt daraufhin ihre Gefühle auf einen Zettel.
Auf dem Zettel steht: „Mein Name ist Clara Müller, ich bin 16 Jahre alt, habe eine fürsorgliche Familie und sollte sorgenlos und glücklich sein. Doch in den letzten Monaten haben sich viele Emotionen in mir aufgestaut. Jeden Tag bin ich diesen ganzen Geräuschen ausgesetzt. Sie sorgen dafür, dass ich die Art, wie meine Schulkollegen essen, Kaugummi kauen, mit ihren Füßen wackeln, ihren Kugelschreiber klicken, an ihren Fingern kauen und dauernd kichern, nicht ignorieren kann. Ich kann mir nicht erklären, warum ich es nicht kontrollieren kann, aber es löst ein extremes Gefühl von Angst und Ärger in mir aus. Aufgrund dieser Unsicherheit habe ich mich dazu entschlossen, meine Symptome zu googeln. Zu meiner Überraschung bin ich auf eine Störung geraten mit dem Namen Misophonie. Als ich mich darüber erkundigt habe, habe ich mich nicht mehr alleine gefühlt.“
Einige Tage später findet Clara den Mut, ihren Eltern von ihren Gefühlen zu erzählen. Sie klärt sie über ihre Vermutungen auf und zeigt ihnen die Beiträge, welche sie über Misophonie gefunden hatte.
Mithilfe der Unterstützung ihrer Eltern und weiterem Umfeld ist Clara nun in der Lage, über ihre Gefühle zu reden. Wöchentliche Termine mit einer Therapeutin sorgen dafür, dass Clara ihr soziales Leben wieder aufbaut und Wege findet, um eine zauberhafte Zukunft zu haben.
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