Gießkannenkind
Ich rede und buntes Wasser fließt aus meinem Mund und ich bin baff. Wo da Wasser herkommt? Ich habe keine Antwort. „Keine Antwort“ sage ich also mit blubbernder Stimme und kichere. „Keine Antwort.“
Vor mir steht eine Kamera. Auf einem großen, großen Stativ. Der Raum ist so klein. So klein, dass er sich langsam mit Wasser füllt. Meine Augen sind zu Schlitzen zusammengezogen, vom Lachen. Etwas fällt auf den Boden. Irgendein rundes Teil der Kamera. Es platscht. Mein Mund öffnet sich und mehr Wasser fließt heraus.
Mehr Wasser.
Meerwasser.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke. Irgendwie ist es salzig. Und brennt. Ich huste. Verkutze mich am Wasser in meinem Hals. Ich hustlache. Lachhuste. Das Kamerastativ versinkt in salzigem, buntem, salzigem, buntem, salzigem Wasser. Ich lache und falle vorne über, mache einen Purzelbaum und purzle durch den Raum. Dann steh ich still. „Wie ein Baum.“, flüstere ich und dann spring ich auf und ab.
Das Wasser wird bunter und bunter. Ich fange an zu weinen vor lauter Lachen und halte mir den Bauch, weil er sticht. Dann steche ich mit meinem Finger dagegen und eine Seifenblase gluckert aus meinem Mund. „Stich!“, schreie ich und lachweine. Weinlache. Das Wasser wird mal warm, mal kalt.
Die Kamera fällt auseinander. Ich schaue tief hinein, so mit Lachtränenaugen. In die Kamera. Meinen Bauch halte ich und meine Tränen tropfen tuckernd. „Ratt tatt tatt tatt!“, gluckse ich und lache wie ein Zug. Ich mache ein pfeifendes Geräusch und aus meinen Ohren steigt der Dampf. Ich kichere und laufe lachend im Kreis. Hinter mir eine Spur aus Wasser auf dem Wasser auf dem bunten Wasser. „So bunt.“, staune ich stehend und schaue verdutzt hinunter. Dann fasse ich die Regenbogenfarbe in meine Wannenhände. Das Wasser schütte ich über meinen Kopf und auch in meine nun Regenbogenaugen.
Dann nochmal, nochmal, Gießkannenkind.
Da springe ich mit durchnässtem Leiberl viel höher als noch vor Jahrzehnten. „Tada!“, sprudelt es aus meinem Wasserfall von einem Mund und ich plätschere und plansche. Mit bunten Tränenbogenaugen schaue ich in die Kamera, die umgefallen ist. Ich lege mich auf den Boden zu ihr und umarme sie tröstend. „Sch“, hauche ich und umarme das Stativ. Ich tauche wieder auf. Verabschieden tue ich mich nicht, weil man das nun mal nicht tut, hier.
Glucksend, gurgelnd, grölend. So sieht mich die Kamera nicht, weil sie am Meeresgrund liegt und ich nicht. Ich lache, weil ich sie nie wieder sehen werde, die Kamera. Aber das runde Teil fließt auf mich zu. Ich tauche bis zu den Augen ins Wasser und schaue dem Objekt tief in die Seele. „Was bist du?“, blubbere ich. Weil es nicht antwortet, lache ich. „Unhöflich! Unhöflich!“, plappere ich und schlucke es in einem runter. Das Wort und das Objekt. Dann ist es weg. Und nur mehr das Stativ liegt irgendwo, tief unten, am Grund des bunten Meeres. Ich klatsche, meine Darbietung glich einem Wasserfall.
"Wie es mir gefallen hat? " Ich rede und buntes Wasser fließt aus meinem Mund und ich bin baff.
Wo da Wasser herkommt?
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