Gisela
Eine junge Frau, die hatte eine Bluse,
gebügelt, weiß, gestärkt.
Die Bluse war sehr schön,
bedeutete ihr viel,
doch eines Tages kam einer,
athletisch, groß, charmant,
und sie riss die Bluse auf, die Knöpfe ab:
«Nimm mich! Nimm mich! »,
ihr Herz entblößend.
«Bleib hier! Geh nicht! »,
auf Knien flehend.
«Mit einer Kugel hast du mich getroffen.
Mein Herz, mein Herz, es ist so offen.
Der Blitz schlug ein beim ersten Blick,
ist wohl der Weg zum echten Glück. »
Sie hatte keine Angst vor Scherben,
sagte zur Hoffnung laut Ja!
Hielt sich die Augen zu,
obwohl sie schon blind war,
um ihr Herz besser zu hören.
Statt des Klopfens tönte es
wie von ganz fern:
«Gisela, hör mit dem Betteln auf,
Gisela, gib die Hoffnung auf,
Gisela, fass es nicht so auf,
aber Gisela, tauch nie wieder auf! »
Das war also Gisela
mit dem Pech in der Liebe.
Sie war gebrochen,
sie verstand es nie:
Sie war doch nicht die Frau,
die freitags nicht konnte,
nein, sie konnte jeden Tag der Woche.
Doch für ihn war sie nur
wie ein Haar im Dessert,
viel schlimmer noch
als ein Haar in der Suppe.
Sie suchte sich eine Selbsthilfegruppe,
denn der Kummer, der nicht spricht,
nagt am Herzen, bis es bricht.
Dort lernte sie etwas,
das wir schon längst wussten:
Wenn du die Liebe verlierst,
such nicht zwanghaft nach dem Glück –
wenngleich in anderem Gewand,
kommt sie eines Tages zurück.
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