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Grenzgangvon Lara Zoe Ritter

Es wartet draußen.

Ich öffne die Hintertür, der Wind schlägt sie zu. Gehört habe ich es trotzdem. Im Vorraum ziehe ich Stiefel an und wickle mir einen Schal um. Beim ersten Schritt ins Freie versinke ich halb im Weiß.

Am Waldrand führen Fußabdrücke hinein, ich folge ihnen. Meine Hände zittern, ich weiß nicht, ob wegen der Kälte. Doch was hinter den Tannen wartet, muss ich wissen. Wissen, wie deren Äste und Rinden. Ich kann nicht länger hinter Vorhängen sitzen.

Schneeflocken wehen in mein Gesicht, Wurzeln legen sich vor meine Füße und Dornen verhaken sich in meinem Mantel. Es ist, als hätte sich die Natur gegen mich verbunden, um mich zurück in mein Haus zu treiben. Bald sehe ich nur mehr Winter, statt Wald. Die Fußabdrücke vor mir werden tiefer. Als hätte die dazugehörige Person, mit jedem Schritt dem sie es nähergekommen ist, an Schwere gewonnen.

Ich hatte mein Ende und seinen Anfang näher geschätzt. Der Wald hört nicht auf zu sein und ich beginne zu glauben, dass er das Meer und es der Strand ist. Ich, ein Schiffbrüchiger, für den kein Horizont in Sicht ist. Aber meinen Strand kenne ich. Wenn ich in der Mitte zwischen zweien am Untergehen bin, will ich an seinen angetrieben werden. Noch schaue ich bis zur Hüfte aus dem Schnee heraus.

Als ich kurz davor bin mich in den Schneeozean sinken zu lassen, höre ich es wieder. Sein Lärm nimmt dem Wald die Stille. Ein paar Meter weiter sehe ich es. Vom Nebel getarnt, nur seine Umrisse zu erkennen. Seine Firste und Schuppendächer, Veranden und Kamine. Ich habe es erreicht.

Es riecht, wie es aussieht. Nach Holz, Kaminrauch und Festessen. Über all dem schwebt Marschmusik. Ich höre die Trompete heraus, die mich hergerufen hat. Jetzt lädt sie mich ein in die Gassen zu gehen.

Ich spaziere eine von Hütten gesäumte Straße entlang und lasse den Wald hinter mir. Auf einer Veranda steht ein bulliger Mann und bläst Rauchwolken in die Luft. Sie vermischen sich mit jenem des Kamins zu dem Nebel, der über dem Dorf hängt. Ich hebe meinen Kopf zum versteckten Himmel. Als ich ihn wieder in Richtung des Mannes drehe, starrt er mich an. In seiner Hand hält er ein Gewehr, statt der Zigarette. Im nächsten Moment übertönt ein Schuss die Trompete.

Ich falle. Sinke und färbe den Schnee rot.

„Du bist der Zweite, der heute die Grenze übertreten hat.“ Ich höre ihn ganz nah und schaffe es mein Gesicht nach oben zu drehen. Das seine schwebt verquollen über meinem. An seinem Jackenkragen ist ein Wächter-Abzeichen angenäht.

Ich will ihm antworten. Um ihm zu sagen, dass ich gegangen bin und gewartet habe. Darauf, dass die Luft hinter ihr mich nicht atmen lässt, oder die Erde unter mir nachgibt. Darauf, dass ich die Farben hinter ihr nicht kenne und in einen Fluss falle, weil ich ihn mit einem Pfad verwechsle. Ich will ihm antworten, dass dieser Boden für mich gemacht ist wie für ihn. Ich will ihm sagen, dass er die Grenze ist.

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