Göttertore
Vor lang Zeit, die längst vergessen wurde, an einem Ort, zu dem keine Karte führen kann, gab es einst ein Volk, das lebte vor der Götter Tore.
Einer der Gottheiten, fand besonders Gefallen an dem kleinen Volk. Er war fasziniert von ihren Erfindungen und Bauten, ihrer Sprache und Kultur. So toll fand dieser junge Gott die Menschen, dass er sie am liebsten zu sich ins Götterreich einlud. Doch bevor ihm dieses möglich war, musste jeder Mensch, der schreiten wollte durch die Göttertore ein Rätsel lösen, von dem Götterspross erdacht.
Und so kam es, dass der junge Gott eines Tages zu den Menschen sprach: „Oh höret mich an, ihr Menschen! Die Götter haben euch erwählt! Wem auch immer es gelingt mein Rätsel zu erklären, der soll für seine Tat belohnt sein und eintreten ins Götterreich!“
„Ihr Menschen sag mir; Was ist es, das kein Ende hat?“, fragte der Götterspross, „Am ersten Tag des Frühlings werde ich kommen und sehen ob einer unter euch vermag zu wissen meines Rätsels Lösung. Jeder hat Zeit ein Menschenleben, läuft die Zeit ab so seid ihr ohne Erfolg und werdet nie kommen hinter die Göttertore!“
Das kleine Volk wusste nicht ganz, wie umzugehen war mit des Gottes froher Botschaft, doch nachdem sie sich gesammelt hatten, war jetzt eines glasklar:
Das Rätsels Lösung war der Schlüssel für, nun ja, für Alles!
Die Menschen überlegten Tag und Nacht, völlig besessen davon, ins ewige Paradies zu kommen und als der erste Tag des Frühlings näher kam so erschien der junge Gott und fragte, ob jemand ihm eine Antwort geben konnte, doch das Volk riet immerzu falsch.
Auch in den folgenden Jahren kehrte der Gott immer allein zu seinesgleichen zurück und nach und nach vergaß das Volk, am Frühlingsbeginn zu raten, was denn nun kein Ende haben sollte.
Nur ein kleiner Junge nicht. Gerade lesen konnte er, als der Gott zum ersten Mal erschien und doch war er fasziniert von seinem Rätsel und den Toren.
Stets suchte er die Antwort auf des Gottes Rätsel. Es hatte kein Ende doch muss es einen Anfang haben, denn würde die Sache, die kein Ende hätte, keinen Anfang haben so gäbe es die Sache ohne Ende nicht.
Sein ganzes Leben suchte er nach der Lösung dieses Rätsels, verpasste Liebe und Kinder, Feste und Fortschritt, Wissen und das ganze Gute, was passierte um ihn herum. Doch es würde es wert sein, wenn er schließlich durch die Göttertore ins Paradies schreiten konnte.
Der Mann jedoch erfuhr des Rätsels Lösung nicht und als des Todes sanfte Stimme ihn im hohen Alter zu sich ruft so fragt des alten Mannes Seele den Tod: „Sag du mir, was ist es, dass kein Ende hat?“
Der Tod er schwieg, doch war sein Wort längst nicht mehr gebraucht.
Nun, als es zu spät war, den Gott zu rufen, als des Greises Seele mit dem Tod dahintrieb, wusste es der Mann.
Es war nicht Glaube auch kein Leben, weder Hass noch Liebe.
Das, was kein Ende hatte, doch einen Anfang haben musste, denn gäbe es keinen Anfang so gäbe es auch kein Ende.
Er wusste es, des Rätsels Lösung.
Weißt du es auch?
Es ist der Tod.
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