„Habe Mut in einer Welt, in der nichts mutiger erscheint als du selbst zu sein.“
Ich hatte letztens ein Gespräch mit meiner jüngeren Schwester, welche langsam in das Alter kommt, welches die meisten Eltern wahrscheinlich
gerne umgehen wollen würden. Das, in dem plötzlich an den ungewöhnlichsten Stellen Haare wachsen, das Gesicht eine Eiterbeule ist und Jungs anfangen, Mädchen nicht mehr ekelig, sondern zickig zu finden.
Die Pubertät.
Dort fangen wir an, uns mit anderen zu vergleichen. Viele von uns stellen sich dann die Frage: „Wer bin ich wirklich?“ Wir sind auf der Suche nach uns selbst und statt uns zu fördern, werden wir mit Scham überhäuft. Das ist traurig, wenn wir bedenken, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Unsere Gesellschaft erniedrigt und ermutigt uns zugleich. Uns wird gesagt, wir sollen mutig sein und zu uns stehen. Tun wir dies dann aber, ist das falsch. Wer hat denn schon den Mut dazu, zu zeigen, wer er wirklich ist?
Frauen können nicht einmal Tampons kaufen, ohne das Gefühl vermittelt zu bekommen, es sei ekelig, sein Periode zu haben. Ich meine, habt ihr schon einmal Werbungen gesehen? Kein Blut der Welt ist blau, aber genau so wird das dort gezeigt. Den Kauf solcher Produkte verbinden viele mit Mut, weil ihnen genau dieser dazu fehlt. Wundern tut mich das allerdings nicht, denn das Thema ist dermaßen tabu. Aber nicht nur bei unserer eigenen Blutschlacht müssen wir Frauen zeigen, wie viel Mut wir haben. Wisst ihr, für wie viele Frauen Mut dazu gehört, einen Bikini zu tragen? Jeder, der schon einmal auf Social Media war, weiß, wie Frauen dort dargestellt werden. Große Brüste, keine Cellulite und selbstverständlich eine extrem dünne Taille. Es soll ja schließlich weiterhin Rippchen zu kaufen geben.
Wir brauchen aber nicht einmal einen Bikini, um Mut zu beweisen. Unsere Gefühle reichen schon aus. Jungs und Männer zum Beispiel tun mir richtig leid. Schwäche zeigen oder vielleicht mal weinen? Nicht vorstellbar. Männer haben stark zu sein und wer weint, wäre wohl besser ein Mädchen geworden. Männer, die weinen, wären wie Mädchen. Und wisst ihr was?
Das stimmt.
Sie sind dann nämlich verdammt mutig. Wie viel Mut dazu gehört, einfach zu seinen Gefühlen zu stehen. Wie viel Mut jemand Schwules zusammen nehmen muss, um zu seinen Gefühlen stehen zu können. So jemand darf sich öfter anhören, wie schlimm das Ganze sei, als dass er als Vorbild angesehen wird.
Leute, die ihren Mut zusammennehmen und das machen, wofür anderen der Mut fehlt, sind Vorbilder. Und so etwas sollte immer
unterstützt werden.
Das alles zeigt, wie viel Mut dazu gehört, einfach zu leben. In jedem von uns steckt auf den unterschiedlichsten Arten Mut. Manchmal setzen wir uns Grenzen. Wir denken, irgendwo fehlt uns der Mut, dort weiter zu machen, wo wir stehen geblieben sind. Grenzen sind aber da, um überschritten zu werden.
Und nichts ist mutiger als das.
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