HART ABER HERZLICH
Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Ein Aufschrei. Von der Tribüne Buhrufe.
Zwei Sanitäter eilten mit einer Trage auf das Feld. Sich windend vor Schmerz lag der Spieler am Feld. Die Sanitäter trugen ihn vom Platz. In der Kabine kam dann die Diagnose: „Alles was reißen konnte, ist gerissen.“ Der Spieler wurde ins Krankenhaus nach München gebracht.
Ein Monat später: Der Spieler kann voraussichtlich die nächsten sechs Monate nicht spielen, falls er überhaupt jemals wieder spielen kann.
Doch er gibt nicht auf. Es ist hart, nicht trainieren zu können. Er sieht den anderen bei den Spielen in der Bundesliga und beim Training zu. Immer mit dem Gedanken, so schnell wie möglich wieder fit zu werden.
Drei Monate später: Er geht, so weit es möglich ist, wieder trainieren. Nicht Fußball, aber den Körper. Trainings mit dem Personaltrainer stehen so gut wie jeden Tag am Programm. Er kriegt die Angst, vielleicht nie wieder spielen zu können, nicht mehr aus dem Kopf. Die Ärzte und Betreuer sind sich nicht sicher, ob er nach sechs Monaten wieder fit sein wird. Doch er lässt sich nicht unterkriegen und trainiert weiter.
Vier Monate später: Er kann wieder langsam laufen, auch wenn er sehr unsicher ist. Es sieht gut aus für ihn, doch dann passiert es. Er verletzt sich wieder. Er ist wieder beim Nullpunkt. Er kann nicht laufen und kaum stehen. Wie er sich verletzt hat, weiß er nicht. Er denkt ans Aufgeben. Er denkt aber auch daran, wie es sein würde, wieder zu spielen und er findet wieder Motivation weiterzumachen.
Zwei Monate nach seiner erneuten Verletzung merkt er, dass es sich ausgezahlt hat, weiter zu machen. Er merkt, wie sein Körper langsam wieder zu sich kommt. Er trainiert härter als zuvor, doch auch vorsichtig, um eine erneute Verletzung zu vermeiden.
Erneute zwei Monate später geht es im bereits wesentlich besser. Alle zwei Tage macht er ein Ganzkörpertraining, zusätzlich macht er Ausdauertraining wie Radfahren und Laufen.
Ein Monat später: Mit der Mannschaft kann er noch nicht trainieren. Er macht Individualtraining, nur Passen, leichte Sprints und Dribbling.
Zwei Monate später: Er kann endlich wieder mit der Mannschaft trainieren. Er merkt, dass er nicht so gut wie zuvor ist, doch er ist bereit, noch mehr an sich zu arbeiten, um noch besser zu werden als zuvor. Er trainiert zu dem Mannschaftstraining individuell und macht Extraschichten im Kraftraum.
Vier Monate später steht er am Höhepunkt seiner Fußballkariere. Er ist stärker und besser als je zuvor. Er ist wieder Stammspieler. Am nächsten Tag spielt er in der Bundesliga gegen den FC Bayern im Meisterschaftsspiel.
Am Anfang will er nicht ganz in das Spiel finden, doch in der zweiten Halbzeit schießt er sein erstes Tor. Ein Freistoß haargenau ins Kreuzeck. Er hat sein Selbstvertrauen zurück, geht härter in die Zweikämpfe und bietet sich seinen Mitspielern an. Er schießt das zweite Tor. Er ist Spieler des Abends und stolz auf seine Leistung.
Gestern noch out, im Eck, ausgezählt. Und heute Deutscher Meister.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX