Hast du auch Weltschmerz?
Und, hast du auch Weltschmerz?
Ja, die Welt macht mir manchmal ganz schön Schmerzen. Hallo, hier ist die erste und letzte Generation der Unendlichkeit, haben mehr, als wir sehen können, mehr als wir hören wollen, mehr als wir fühlen müssen. Immer weitermachen, ohne Ende, abtauchen in der unendlichen Sinnlosigkeit auf der Suche nach dem inhärenten Sinn des Lebens.
Du bist die perfekte Personifikation der Generation Unendlichkeit. Benutzt keine Pronomen, hattest ein Burnout, weil du dich im Aktivismus verloren hast.
Ich schließe meine Augen, und möchte schreien: Lass uns mal wieder einen Hügel hinunterrollen, an neuen Büchern riechen und auf unbeschriebenem Papier schreiben. Lass uns auf einen Berg steigen und hinunterschreien, bis wir unsere Ängste verjagt haben, oder sie einfach nicht mehr hören können.
Dein Nasenpiercing passt zu deinen gebleichten Haaren und in deiner Stimme ist ein leichtes Kratzen. Du hast ein Tattoo für deinen Namen, und man sieht, wenn du ein Shirt trägst, immer nur einen Teil davon.
Was du auch hast, verkauf es! Die Umwelt, deinen eigenen Körper, deine Gesundheit. Lass möglichst viel Geld verdienen, und vielleicht reicht es irgendwann, um zu vergessen, dass du in ein paar Jahren tot bist, und die Welt sich herzlich wenig darum kümmern wird. Vielleicht reicht es sogar, um all die Male zu vergessen, die du am kalten Boden gesessen bist und vergessen zu haben schienst, wie man atmet, all die Male, die du dich heimlich in den Schlaf geweint hast. Also, wie viel Geld brauchst du, um das alles zu vergessen?
Wenn du mich siehst, hältst du mich, als ob ich der letzte Mensch auf der Welt wäre. Ich rette dich vor dem Ertrinken, aber werde selbst immer mehr zu Wasser, löse mich auf, wenn ich bei dir bin. Aber hey, ist schon okay, ich löse mich gerne in dir auf, hab eh keine andere Lösung. Lass uns leben ohne Lösungen, lass uns ineinander auflösen, lass uns alles Schwierige einfach auflösen, lass uns noch ein bisschen bleiben, bitte, kannst du dich nie wieder von mir loslösen?
Sag mir, was bleibt? Was bleibt von uns, was bleibt von dem Leben, das wir uns hier aufgebaut haben, was bleibt von all dem, was wir sind? Werden die Handys bleiben? Wird die teure Kleidung bleiben? Im besten Fall bleiben nur Asche und Staub. Keine anderen Rückstände von einer Zivilisation, die sich selbst ausrottet.
Wir wollen die Welt retten, weil wir Angst haben vor dem Nicht-Mehr-Sein, vor dem Vorbei-Sein. Wir haben Angst vor dem Ende, wir wissen, dass es kommen wird. Was zur Hölle soll überhaupt ein Ende sein?
Wir versuchen hier endlos glücklich zu sein und gleichzeitig all das Leid zu beenden, das wir permanent um uns herum wahrnehmen. Alles hört irgendwann auf, wir verändern uns und jedes noch so kleine Detail an uns, alles was wir sind, ist einen Tag, eine Stunde, eine Sekunde später schon nicht mehr existent. Unsere einzige, allem zugrunde liegende Wahrheit, ist auch unser Ende: die Veränderung.
Du drehst dich um und ich sehe dir beim Weggehen zu.
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