hellgrün silber
kurz vor dem mittagessen beschließe ich schwimmen zu gehen
ich ziehe also den bikini an den schwarzen den neuen den schönen der meine beine vielleicht noch weißer macht
blendend fast schon
und geh runter zum see nur im schwarzen im neuen im schönen
da ist was bei der badestelle das sehe ich schon von ganz hinten
großer schwan im seichten wasser
wunderschön und schneeweiß blendend fast schon
es ist stürmisch, der see ist aufgewühlt die farbe anders heute
kein blau chemisch surreal wie sonst im sommer türkis türkiser am türkisesten
nein
heute nicht
das wasser strahlt hellgrün silber
und kleine wellen tanzen über große wellen und der wind hat die schwimmer ins haus gesetzt und die großen schweren wolken haben die segelboote ans ufer gedrückt und ich bin allein
nicht allein
der schwan ist da
ich lege meinen bademantel auf die bank so wie ich es schon immer gemacht habe und schlüpfe aus den flipflops und spüre den kies und die steinchen unter meinen füßen, feucht und kühl und so dass man ein bisschen darin einsinkt und das gefühl ist mir so vertraut genau wie der abgeblätterte lack der gelben bank und die trauerweide die ihre äste fast bis zum wasser hängen lässt aber nur fast
hier sind sonst nie schwäne, denke ich, der ist hier weil die luft kühl ist und weil sonst niemand hier ist und deshalb bin ich ja auch hier oder?
allein noch mehr allein zu zweit allein und in meinem kopf dreht sich etwas
was wenn er aggressiv wird und auf mich losgeht, bei schwänen weiß man doch nie und niemand ist hier und ich kann mich nicht wehren auch nicht wenn er mich totpickt
schmerz mehr schmerz kein schmerz
irrational? der gedanke steckt fest
vor meinem inneren auge sehe ich fast schon eine sattrote wolke die sich wie in zeitlupe träge im silbergrünen wasser verbreitet und ich höre fast schon mamas schrei und ich spüre eine konstant blinkende rettungssirene und menschen die durcheinanderreden und schlagzeilen, welch ein skurriler tod
killerschwan tötet jugendliche
ich sehe es fast vor mir
aber nur fast
dann steige ich ins wasser und es ist kalt heute und betäubt meine beine und ich denke vielleicht sollte ich zurück nachhause gehen
und ich wate ganz hinein am schwan vorbei und der schwan
schaut mich nicht mal an
als wäre ich nicht da
ignorant fast schon unhöflich finde ich das und irgendwo in mir bildet sich ein lachen
dann tauche ich unter und das wasser ist so kalt und die wellen so hoch und ich
so frei
ich schwimme bis zur grellorangen boje
der farbliche kontrast sticht meine augen
hellgrün silber zu grellorange
ich greife nach der metallstange und sie ist so kalt, wie ein stromschlag fühlt sich das an und ich halte mich fest und lege meinen kopf aufs wasser und schaue hinauf ins graue wilde nichts
leicht leichter am leichtesten
der see ist leer der himmel ist leer
das wasser hellgrün silber und
mein kopf ganz leer
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