Herr B.
Sein Name war Herr Braun, er war 88 Jahre alt und braun, ja braun, das war er wirklich. Durch und durch. Seine Eltern? Nazis. Er? Auch. Herr B. lebte allein, seine Frau, Heidi, hatte er vor einem Jahr an Brustkrebs verloren. Er hauste in einem 70er Jahre Wohnblock im 21. Bezirk in Wien. Ein „richtiger“ Wiener, wie er sich selbst beschreiben würde. Aber gibt es denn auch falsche Wiener? Laut Herrn B. schon. Jawohl, dieses ausländische Pack dieses soll sich wieder schleichen´, diese Terroristen brauch´ ma´ hier bei uns im wunderschönen Heimatland nicht! Ja, ich denke diese Aussage spiegelt unseren Herrn B. recht gut wider. So lebte er also vor sich hin, Menschen mit Migrationshintergrund - achso Entschuldigung -, dieses ausländische Pack hassend und immer den Mund etwas zu voll nehmend als es eigentlich für seine Verhältnisse angemessen wäre. Kurz gesagt, Herr B. war bereits ein in die Jahre gekommener Faschist. Früher, ja früher, da hatte er die Dinge noch selbst geregelt, aber mittlerweile würde er es ohne seinem Rollator und seinen neuen Hüften nicht mal mehr bis zur kleinen Trafik auf der anderen Straßenseite schaffen. Sein alter Pfleger war ja ein guter Mann. Rein arischer Abstammung, groß und blond, wie junge Tulpen, die gerade aufblühen. Herr B. mochte ihn, zumindest bis sich dieser „Wappler“ seinen Oberschenkelknochen brach und somit seinen Dienst bei Herrn B. für längere Zeit nicht mehr antreten konnte. Seine Vertretung? Die war braunhaarig, kam aus Afghanistan und nannte sich Jamal. Neuland für unseren Herrn Braun.
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