Herr Doktor was war meine Schuld?
Hallo, ich bin der Saban und werde auch Kuh-Saban genannt. Glück hatte ich noch nie so wirklich, auch nicht in der Liebe. Ich frage mich auch, wie ich es mit meinem Pech bis zu meinem 30. Lebensjahr ausgehalten habe. Nun möchte ich Ihnen ein besonderes Ereignis meiner Lebensgeschichte erzählen. Vielleicht hatte ich ja doch Glück im Unglück.
Erstmals möchte ich klarstellen, warum ich Kuh-Saban genannt werde. Schon seit meiner Schulzeit bin ich als breitstirnig bekannt, was (auch) von meinen Schulleistungen abhängig ist. Ach ja, da gab es auch dieses Mädchen mit den schönen langen glatten Haaren mit prachtvollen großen Glubschaugen, die vor mir saß, aber mich nie bemerkt hat. Vielleicht bin ich ja doch einfach anders. Damit meine ich anders hässlich und anders dumm und anders erfolglos.
Doch eines änderte mein Leben. Ich glaub zwar nicht an Glücksspiele, doch einmal habe ich mich von meinem Freund überreden lassen. Ja, richtig gelesen, ich habe einen Freund, der allerdings auch so komisch und unbeliebt ist wie ich. Wie dem auch sei. Ein Lottoschein ging sich aus.
„Hallo rede ich mit Saban Schmidt, ist das richtig?“
„Ja, das bin ich, worauf möchten Sie hinaus?“
„Herzlichen Glückwunsch Herr Schmidt, Sie sind der glückliche Gewinner des Lottogewinnspiels 2021.“
In diesem Moment war ich komplett blank, war das eine Freude oder eine Enttäuschung? Schließlich hatte ich nur noch zwei Monate. Zwei Monate für was? Ja, für meinen Tod! Da bringt mich auch keine Million weiter.
Jedenfalls leide ich unter einer koronaren Herzkrankheit, obwohl ich mich fit fühle. Gewundert hat es mich nicht, denn es ist wieder mal ein Schicksalsschlag. Außerdem habe ich keine Familie, welche um mich trauern wird, also entschied ich mich, das nutzlose Geld loszuwerden.
So dumm es auch klingt, investiere ich einen Teil des Geldes in Eröffnungen von öffentlichen Toiletten. Davon profitieren andere, ich nicht. In den weiteren Tagen bekomme ich plötzlich zahlreiche Anfragen für Werbekampagnen. Klar, genügend reich bin ich ja immer noch. Weiters bin ich ein großer Stern für mein Umfeld. Ich habe einfach all das, was ich mir gewünscht habe. Freunde! Aber ist das Verhalten der Menschheit nicht gespielt? Ich fühle mich wie in einem Theaterstück.
Geh bitte, ich habe nur noch einige Wochen, um meine letzten Atemzüge zu genießen. Die Zeit verläuft auch sehr schnell.
„Zerbrich dir deinen Kopf bloß nicht, Saban. Du bist als Einzelkämpfer geboren und stirbst als Einzelkämpfer.“
„Lass dein Geld niemandem über. Ab mit dir, Saban, du bekommst den schönsten Grabstein.“ Auf alle Fälle kaufe ich mir ein Prachtwerk mit schönen Golddetails.
Jetzt heißt es: Abwarten, bis mich der Tod trifft.
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