Herzstillstand
Die einzelnen Sonnenstrahlen reflektieren in den Wellen des klaren Meeres, das Meer funkelt stärker als die strahlenden Sterne in einer klaren Sommernacht. Breitbeinig stehe ich vor dem Abgrund der hohen Klippe, meine sowieso schon sehr dürren Beine zittern mehr als sonst. Mein dürrer Körper füllt sich mit Adrenalin und die kleinen Schweißtropfen, die im Sonnenlicht wie kleine Goldmünzen schimmern, laufen mir an meiner gerunzelten Stirn entlang. Das Blut gefriert in den Adern. Mir bleibt der Speichel weg, mein Mund ist staubtrocken, fast huscht mir ein leises „Hilfe“ über meine bereits spröden und ausgetrockneten Lippen, ich kann meine Angst gänzlich schmecken. Mit voller Wucht prallen die Wellen an den scharfen Kanten der Klippen ab. Die nach Salz riechende Luft verstärkt meine Aufregung. Mein mit Essen gefüllter Magen zieht sich ruckartig zusammen und mir kommt mein Essen der vergangenen zwei Tage fast wieder hoch. Langsam steigt mein Puls, es fühlt sich an als ob mein kleines Herz gleich aus meiner Brust springen wollen würde. Ein langer kräftiger Atemzug, ein kurzer Moment der Stille, durchatmen, danach kommt die große Überwindung, ein Sprung. Der kalte Wind lässt die funkelnden Schweißtropfen auf meiner bereits frierenden Haut gefrieren. Plötzlich tauche ich in das eiskalte Wasser ein. Ein kurzer Schockmoment, für einen kurzen Moment hört mein Herz auf zu schlagen. Langsam tauche ich wieder an die Wasseroberfläche auf, mit einem großen Atemzug füllt sich meine strapazierte Lunge mit Sauerstoff. Die starke Strömung treibt meinen fast leblosen Körper langsam zum Ufer. Mich umgibt ein warmes Gefühl, ich bin wie in Trance, ich habe es endlich geschafft, ich habe mich überwunden. Mit voller Kraft ziehe ich mich an den leeren Strand und bleibe erschöpft im Sand liegen. Die einzelnen Sandkörner bleiben an meiner nassen Haut kleben, ich fühle mich wie auf einer schwebenden Wolke, die mich umgibt, sie fühlt sich warm und angenehm an. Ich atme tief durch und genieße das angenehme Gefühl der Freude, das sich langsam in meinem Körper ausbreitet.
Mein Puls sinkt wieder und mein Körper kommt zur Ruhe, das Adrenalin wird weniger und mein Körper füllt sich mit Freude, die so groß ist, dass ich mich nicht zurückhalten kann und ein breiter Grinser sich in meinem Gesicht breit macht. Voller Erleichterung bleibe ich noch einige Zeit im warmen Sand liegen, um mir klar zu werden, was ich gerade geschafft habe. Nach einem erschöpften Schnaufer entschließe ich mich dazu, mich langsam aufzusetzen und mich an der scharfen Felswand entlangzutasten, um einen Weg zurück zum Startpunkt zu finden. Ich bin wie in einem Traum, meine Beine sind noch ganz weich von der Aufregung und auf meinem Gesicht ist immer noch ein breiter Grinser.
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