Hochhäuser und die Barrieren, die uns davon abhalten, sie zu erklimmen
Du sitzt in deiner Hundert-Quadratmeter Wohnung, bestückt mit Ikea-Möbeln, sorgfältig selbst ausgesucht. Manchmal lädst du Freunde zu dir ein, manchmal bist du lieber allein‘. Die Nächte, die du durchmachst, in jedem Raum deiner Wohnung zu guter Musik tanzt und lachst, bis dir der Atem wegbleibt und du spät nachts mit einem breiten Lächeln ins Bett fällst- die Nächte- sind die allerbesten. Mutig. Heute fühlst du dich mutig, zu dir zu stehen, nicht nur auf die tickende Küchenuhr zu starren, bis die Welt sich aufhört zu drehen und du nur Zeit hattest, zu bestehen, statt zu leben. Frei von all den Faktoren, die dich schrumpfen lassen könnten, denn du fühlst dich groß. Größer als all die Hochhäuser zusammen, die in deiner Stadt stehen.
Drei Tage die Woche fühlst du dich so, bis du die Barriere siehst. Du schrumpfst, verwischst die Mutigkeit, siehst sie an der Fensterscheibe herabtriefen, bis sie in ihre Teile zerfällt wie ein Klettergerüst, nicht unter den richtigen Umständen erbaut, geschweige denn geprüft. Liegst in deinem Bett, zusammengerollt, nicht fähig, etwas gegen den Fall des Klettergerüsts zu unternehmen. Denkst du zumindest. Dein Kopf dreht sich und müsstest du jetzt in die Öffentlichkeit gehen, so klein, als dieses zusammengekrachte Gebilde, dann würdest du im Boden versinken wollen, dich tief unter deiner Decke verkriechen, warten bis das Gewitter vorbeizieht und du dir wieder dein Hochhaus an Mut aufbaust, bis du nicht mehr hinauf zu all den anderen Hochhäusern schaust, sondern alles von der gleichen Höhe betrachtest, die Höhe, die dein Haus wirklich beträgt.
Was bedeutet dir die Höhe deines Hauses?
Fassaden brechen im Minutentakt deiner tickenden Uhr und du bemerkst,
wie er dich manchmal überkommt, der Mut,
der Mut, Neues zu tun, der Mut, viel mehr zu machen, als dich stundenlang
zu fragen, ob nun die Farbe Perlweiß oder Beige besser zu deiner Küchenmöblierung passt
und nie zu einer eindeutigen Lösung zu kommen.
So lässt sich behaupten, dass ein wenig Mut erforderlich ist, um Dinge zu erreichen,
die wir uns eigentlich nicht zugetraut hätten. Zu viel davon tut niemandem gut und zu wenig Mut schleudert uns womöglich kilometerweit zurück und wirft uns aus der Bahn.
Mut-Unmut-Übermut. Die Frage ist, was davon tut dir gut?
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