Hoffnungslos
Wir beide, wir taten alles,
um die Last zu tragen.
Der Zug aber kannte kein Erbarmen.
In rasantem Tempo raste er auf uns zu.
Mein Freund und ich, wir
waren noch lange nicht fertig.
So kam es, wie ich es gesehen hatte.
Einst, als Körper und Geist noch jung
und weise waren,
Oh hätte ich nur den Mut gehabt,
mir selbst zu vertrauen
- Wie sehr muss ich dies jetzt bereuen –
ich fühlte sicher nun nicht
den unermesslichen Schmerz
- über den Verlust und die Menschheit –
auf meiner Seele lasten.
Damals hatte ich gesehen,
was geschah
und schon viel zu oft
geschehen ist.
Nur noch nie mit solchem Ausmaß.
Der Zug tauchte auf.
Wir sahen ihn.
Mein Freund und ich,
wir waren noch lange nicht
mit unserer Aufgabe fertig.
Er bekam Angst, denn
der Zug würde nun
im Höllentempo entgleisen.
Mein Freund wollte,
anstatt sich zu entfernen,
schneller, schneller bauen und reparieren.
Ich wusste, dass er, oder auch wir,
es nicht mehr zur rechten Zeit
schaffen würden,
so rief ich: „Lass uns gehen!
Eine große Menschenmasse
wird nun in jedem Falle sterben.
Doch vielleicht können wir beide
unsere Leben noch vor dem Verluste retten“.
Aber er wollte nicht.
Das künstliche Wesen, in der Schaffnerkabine, hatte,
endlich,
erkannt, dass wir zwei Menschen waren.
Drum schickte es eine Lichtwelle
zu unserem Auge.
Die kroch zu unserem Ohr
und sprach:
„Es ist den Zuginsassen bekannt,
dass hier weitere Menschen sind.
Doch die Mehrheit will
keine Zeit verlieren, und bremsen,
sondern weiter in die Zukunft fahren,
auf schnellem Wege,
koste es, was es wolle.
Ich habe sie,
über etwaige Entgleisungen,
informiert.
Ich soll euch aber auch raten
zu Laufen, sehr, sehr schnell.
In sichrer Entfernung
könnt ihr des Zuges Winde
überleben.
Und die Insassen
aus den Trümmern
retten.
Dies ist eure Pflicht,
als (ausgestoßene) Menschen.
Und ich schrie:
„So komm doch endlich!“
Und er: „Gleich.“
Ich sah auf ihn
und er auf mich.
Da hörte ich laut
das Gemeine Zischen und Rascheln
Pfeifen und Rattern.
Und meine Beine trugen mich,
schnell, schnell,
fort von dort.
Ich drehte mich um,
sah, wie er rannte,
und lief weiter.
Der Zug fuhr vorbei.
Ein böser Wind
zog an mir.
Doch ich wehrte mich.
Als der Wind
sich legte,
suchte mein Auge,
den zweiten Menschen hier,
auf der weiten, kahlen Ebene –
und fand ihn nicht! –
Als mein Kopf begriffen hatte,
was dies bedeutete,
setzte mein Herz
einen Schlag aus.
In dem Moment,
hörte ich,
den Schrei des entgleisten
und nun stehenden Zuges.
Doch er traf mich nicht.
Die Menschheit
war mir völlig gleich,
nachdem ich meinen
einzigen Freund
verloren hatte.
Ich war so verzweifelt, verletzt,
dass ich nicht retten konnte
und wollte.
Pff.
Sie sind selbst schuld.
Diesmal ohne mich!
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