Ich bete nicht aus Religiosität, sondern aus Verzweiflung
100 Milliarden Neuronen, die jeweils mit bis zu 30. 000 anderen vernetzt sind und über eine Trillion Synapsen hervorbringen, bilden ein menschliches Subjekt, dass aus 100 Prozent Leib, aber nur aus zwei Prozent Selbst besteht. Gemäß dem Physikalismus bin ich nichts weiter als das Ergebnis neuronaler Prozesse, aber die mir innewohnenden Stimmen zeugen von metaphysischem Kontakt. Mein Bewusstsein ist mein persönlicher Irrgarten, dessen Ausgang ich nicht kenne.
Die Luft jener Nacht ist schwül und bleischwer, weshalb meine Lungen bemüht sind den meinen Organismus am Leben zu halten. Indes Worte auf diese Seite regnen, weint der Himmel und schickt seine Tränen zur Erde, während blitze die Lüfte elektrisieren und der Donner dem Himmel eine Stimme verleiht. Das gleißende Licht und die erzürnten Worte von oben lassen mich innehalten. Ist die Welt noch an ihrem Platz zwischen Venus und Mars? Ich lache mit Tränen in den Augen, weil die Vorstellung nach dem Gefühl von Heimat in meiner Haut süß, aber die Realität bitter ist. Unerwünschte Begleiter sind Teil meiner Selbst geworden, die nun im Versuch sind, mich meinem Nichtsein näher zu bringen. Sie scheinen dem eines jeden Menschen bevorstehenden Schicksals der irdischen Endlichkeit zuvorkommen zu wollen. Ich sehne mich nach dem Verklingen gottloser aus dem transzendenten Dunkel stammender Stimmen. Dämonen blockieren das Tun meines Gehirns, weshalb ich lediglich blind sehen, taub hören und stumm sprechen kann. Ich bin eine leere Hülle. Ein von Tränen durchnässter Mantel.
Gute Engel, lasst das Wolkenmeer brechen, sodass die Erde im Regen ertrinkt und zum Himmel wird. Macht, dass die Realität zu ersticken droht und die Nacht länger lebt, ehe sie schwindet. Verbrennt alle Lügen und fesselt alle Wahrheiten. Entsendet das Meer in die Dürre, sodass der Boden wieder fruchtbar wird und neues auf ihm wachsen kann. Macht das die Dunkelheit in meinem Kopf verstummt.
Dunkle Nacht sei mein Gast,
während der Mond über mir wacht,
und vergessen werde ich meine Angst.
Du bist in jeder stillen Nacht
bis zum nächsten Morgen wach.
Oh, bitte Mann im Mond
hilf mir in meiner Not.
Barmherzigkeit ist Gebot.
Bring mein Leben ins Lot.
Als in jener Nacht mein Herz verdarb
und ich um mein Leben bangte,
etwas in mir starb
und neu zum Leben erwachte,
verlor sich die Welt in seine Kreise
und ich trat an meine letzte Reise,
indes die Stimmen in meinem Kopf verstummten leise.
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