Ich bin (es) satt
Wenn ich erwachsen werde, - weißt du, was ich dann werden möchte, was ich dann bin ? Was mich vorantreibt, was mich bewegt, wer mich unterstützt und wer geht, - die Gedanken und Träume, welche man durch die Nacht verfolgte, durch Stürme und Feuer, durch Feinde und Freunde. Die Schwerelosigkeit, im kreativen Rausch zu sein und die Verantwortungslosigkeit eines Kindes, all das machte mich irgendwie satt, doch nun hungere ich nach materiellen Gütern.
Wenn ich erwachsen werde, möchte ich meine Steuern zahlen, für die Pension sparen und Vorsorge leisten. Der brave Bürger und das Vorbildkind, der rationale und unkomplizierte Erwachsene, der Entscheidungsträger einer Familie sein. Risikolos und gemütlich meinen Arbeitsweg beschreiten, durch Nächte nur in den beleuchteten Stadtvierteln spazieren. All das füllte meinen Magen mit Essen, doch spürte ich einen Hunger, welchen man nicht mit einem Happy Meal stillen konnte.
Wenn ich hungrig bin, wenn ich Entscheidungen treffen möchte, was entscheide ich dann? Natürlich der pünktliche Anzugträger im Raketenauto, oder der Straßenkünstler mit dem Aktenkoffer. Ich ging an starren Geschäftsmännern mit grimmigen Gesichtern vorbei und an jugendlichen Gangs, die mir mein Auto vollschmierten. Selbst nach Hunger, Kälte und verträumten Sehnsüchten, lief ich diesen Teenagern hinterher. Selbst nach Langeweile, Tagesroutinen und gestapelten Briefen, drehte ich um und lief den blassen Matrix-Agenten hinterher.
Wenn ich satt werde, dann möchte ich schöne Städte sehen, gut Essen gehen und ohne Vorsorge-Ängste leben.
Wenn ich es satt bin, dann will ich Sternschnuppen jagen, schwerelos durch die Nacht flitzen und mir am Gipfel des höchsten Berges und des tiefsten Meeres denken „Geh bitte, so arg kompliziert ist das Leben jetzt a ned“
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