Ich bin kein Loser!
Tim blinzelt. Schließt seine Augen immer und immer wieder. Vergeblich. Es ist kein schrecklicher Albtraum. Wo er ist? In einem Wald. Wie spät es ist? Keine Ahnung. Es muss bereits sehr spät sein, da es seit Ewigkeiten stockdunkel ist. Wie ist er hierhergekommen?
Tränen schießen dem kleinen Jungen in die Augen. In seinem Kopf hört er immer noch die Stimmen seiner Klassenkollegen. „Loser! Loser!“, rufen sie herablassend im Chor. Immer und immer wieder. So lange, bis Tim es nicht mehr aushält. Seit zwei Jahren macht die Gruppe ihn fertig, weil er sich nicht so viel traut wie sie. Er will nicht mehr so genannt werden, er will dazugehören. „Ich bin kein Loser!“, rief er laut und stampfe dabei auf den Boden. „Ich spiele mit und ihr werdet mich niemals finden!“. Die Menge sah ihn verwundert an. Noch nie traute er sich zu antworten, etwas gegen die fiesen Kommentare zu sagen.
Schließlich ging das Spiel los und Tim lief in den dichten Wald. Weiter und immer weiter, bis die Kraft ihn verließ. Entschlossen versteckte er sich hinter einem großen Baum. Keiner kam, keiner rief seinen Namen. Stolz und siegessicher blickte er hinter dem Baum hervor. Weit und breit niemand zu sehen. „Pah“, dachte er, “Jetzt staunen wohl alle. Ich bin der Beste und das wissen sie jetzt!“ Doch weitere Minuten vergingen, oder doch Stunden? Denn auf einmal wurde es dunkel. Panisch blickte er um sich. Bäume, nichts anderes als Bäume. Wo kam er her? Wo geht es nachhause?
Er irrt bereits seit einer halben Ewigkeit durch den Wald. Mittlerweile sieht er nicht einmal mehr die Hand vor seinen Augen und er zittert. Trotz des warmen Sommers sind die Nächte eisig. Reue steigt in ihm auf. Er hätte niemals mitmachen sollen, nicht seinen Gefühlen und dem Schmerz nachgeben. Denn die Schikanen seiner Mitschüler sind nicht einmal annähernd so angsteinflößend wie die Schwärze der Nacht. Und dann sind da noch diese Geräusche. Gibt es hier wilde Tiere? Die Angst, nie wieder nachhause zu finden, steigt in ihm auf. Dennoch gibt er nicht auf, er will sich der Angst nicht ergeben. Er ist nicht der Loser für den ihn alle halten und das wird er noch beweisen. Er geht weiter. Einen Fuß vor den anderen, die Hände ausgestreckt. Doch dann erstarrt er. Da ist ein Knurren. Es kommt immer näher. Tim beginnt zu rennen, so schnell wie er nur kann. Alles um ihn herum verschwindet. Er rennt um sein Leben. Vielleicht ist das sein letzter Augenblick hier auf Erden. Er rennt weiter, niemand weiß wie lang, bis er schlussendlich zu Boden fällt.
Tim reißt seine Augen auf. Ein unerträglicher Schmerz durchbohrt seinen ganzen Körper. Alles was er sieht ist ein helles Licht, bevor alles verblasst.
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