Ich bin müde
Ich bin müde.
Müde, weil das Erste, was mich in der Früh grüßt, der Stress ist.
Der Stress, der krampfhaft versucht, mich in seinen harten Bann zu ziehen. Ich bleibe standhaft, doch…
Das macht mich müde.
Und auch die Kumpels vom Stress, die ihn eigentlich gar nicht mögen,
die machen mich müde.
Das sind Lehrer, Schüler, Freunde, Eltern, Verwandte, die mich die ganze Zeit mit ihrem Stress anstecken wollen…
Ich bin müde, weil ich das Gefühl habe, ständig nur im Kreis zu laufen.
Alle Tage sind sich ähnlich, sie fangen an wie sie aufhören und selbst dazwischen ist nur selten irgendetwas besonderes.
Und das macht mich müde.
Und ich bin nicht allein, denn…
Wir sind alle müde.
Müde, weil wir es satt sind. Wir sind es satt, dass sich immer alles nur wiederholt und hinter keiner Ecke eine Überraschung wartet.
Wir sind es satt, nur einer von vielen zu sein.
Wir sind es satt, die Leute, die unsere Freunde sind,
übertreffen zu müssen, weil wir sonst hinten nach sind.
Wir sind es satt, immer Erster sein zu müssen,
wir sind es satt, uns dafür rechtfertigen zu müssen, wenn wir uns mit Dingen beschäftigen, einfach weil sie uns interessieren. „Aber was machst du dann damit?“
Und das macht uns müde.
Ihr macht uns müde!
Wir sind müde, weil man immer mehr von uns erwartet.
Wir sind müde, weil man unsere persönliche Zeit einfach nicht respektiert.
Wir sind müde, weil das Leben manchmal einfach ungerecht ist.
Und ich bin munter.
Ich bin munter, weil du hier bist.
Und wir sitzen an dem Tisch und wir sind beide munter.
Munter, weil wir einander stärken, einander helfen.
Munter, weil wir wissen, dass wir füreinander da sind, dass wir nicht alleine sind.
Und wir blicken uns tief in die Augen und sagen: „Ich bin müde“
Weil wir munter sein nicht mehr gewohnt sind.
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