Ich finde keine Worte
Wenn ich hier stehe, im Zentrum, dann bin ich da. Ich bin im Zentrum. Die Augen auf mich gerichtet, endlich meine Chance! Ich kann sprechen, ich kann sagen, ich kann mich definieren, ich kann alles! Hier ist der Moment, jetzt ist der Moment! Meine Brust füllt sich wiederholt mit Luft, atmen, ich kann das. Die Zeit ist gekommen, nach so langem Warten ist die Zeit endlich gekommen. Ich hole Luft und
Worte, ihr trügt mich, ihr stecht mich nieder in den Dreck, der meine Kehle füllt, nur überwindbar durch andere Zunge! Wenn ich doch diese beherrschen würde! Worte, ihr könnt die Welt verändern! Lasst mich Gebrauch eures Geschenkes nehmen, das mir und so vielen anderen ermöglicht wurde. Lasst mich mit euch die Welt verändern, lasst mich sprechen!
Mein Kopf leert sich, in Verzweiflung schreie ich, mögt ihr mir doch bitte helfen! Warum darf ich nicht sagen, was ich denke, warum kann ich es nicht? Ist es fehlender Mut? Ist es Angst? Habe ich euch etwas angetan, dass ihr mich so leiden lässt? Was denn, bitte, sagt es mir!
Nichts erschallt zurück, ich falle. Ich falle, ich beginne zu begreifen, dass nie etwas zurückschallen wird. Ich falle, weit hinunter in die Sprachlosigkeit, meine Hände und Gesichtszüge versuchen, mich zu retten, doch ich schaffe es nicht. Mein Funken ist verschwunden, meine Worte verloren. So kann ich doch nicht hier sein und gehe zurück, dorthin, wo ich, wo wir alle herkamen. Zurück in die Stille, bis sich die Worte meiner barmherzigen, bis die Worte sich meiner annehmen. Zurück in die Stille, bis ich etwas sagen kann. Ohne Gewissheit, dass dies jemals eintreten wird.
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