-Ich liebe den Winter-
„Hey, lass uns immer zusammenbleiben, lass uns zusammen durch Dick und Dünn, auch in der Zukunft!“, sagte sie zu mir. Doch was sie nicht wusste, war das ich keine Pläne für meine Zukunft hatte. Gar keine. Ich meine, wieso sollte ich auch? Ich habe keine Lust mehr. Mir wird alles zu viel. Ich kann nicht mit Menschen umgehen, und sie auch nicht mit mir. Du fragst dich sicher, wieso das so ist, nicht wahr? Ich erkläre es dir.
Es gibt Leute, die sich einsam fühlen, obwohl sie immer von anderen umgeben sind, immer jemanden zum Reden haben, aber destotrotz, einfach einsam sind. Sie haben keinen, dem sie wirklich vertrauen, keinen, dem sie frei all ihre Sorgen erzählen können und zugleich wissen das diese Person sie auch versteht, mitfühlt und sich nicht über ihre Gefühle mit anderen lächerlich macht. Eine dieser Leute bin auch ich. Ich antwortete: „Aber natürlich, ist das nicht offensichtlich?“ Das war eine Lüge. Wie alles, was ich sage. Lügen ist für Leute, die nicht mehr weiterwissen, es ist für die, die aufgegeben haben und denken das ihre Worte wertlos sind, egal ob sie die Wahrheit sind, oder nicht. Sie lächelte, während sie mir in die Augen schaute. Ich fühle mich so schlecht. Wieso war ich so ein verachtenswerter Mensch? Was hatte ich in meinem letzten Leben getan, um in diesem so sehr zu leiden? Leute reden immer darüber, wie sie sich fragen was und wo sie in der Zukunft sind, und mit wem. Sie sagen die Zukunft sei magisch und zauberhaft, doch wie kann man etwas so Unsicheres und Zerbrechliches magisch und zauberhaft nennen? Ich weiß nicht mehr weiter. Langsam denke ich, es wäre so viel besser, wenn ich nicht da wäre. Dann müsste ich nicht über das alles nachdenken und mir den Kopf drüber zerbrechen. Aber was kann ich dagegen tun? Es gibt da eine Sache, die mich immer wieder aufmuntert. Ein langer, schöner Spaziergang im Regen. Eigentlich ist das Wetter egal, ich mag die Hitze aber nicht, also sind Regen, Wind und Schnee das beste Wetter für einen netten Spaziergang. Ich nehme immer meine Kopfhörer mit und höre Laut Musik. Ich weiß das man das eigentlich nicht machen sollte, aber es ist schön in seiner eigenen Welt zu sein. Ich, die unzähligen Schneeflocken und die Musik, absolute Harmonie.
Es war gerade der 4. Dezember, 2011, und trotzdem schneite es so, als ob es gerade mitten im Winter wäre. Ich liebe den Winter. Es ist die schönste Jahreszeit, alles ist so weiß und alles ist so still, genau meins. Ich war gerade dabei die Straße zu überqueren, als ich bemerkte das ein Auto auf mich zukam. Mindestens 80km/h. Die maximale Geschwindigkeit waren 40km/h, also fuhr er doppelt so schnell wie es eigentlich erlaubt war. 80km/h sind schneller als du denkst, aber trotzdem langsam genug, um zu versuchen auszuweichen. Ich versuchte nicht auszuweichen, und dachte: „Haha, ich sterbe wegen einem tonnenschweren Stück Metall, das auf mich zurast. Ziemlich peinlich, wenn du mich fragst.“
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