Ich liebe dich
Wundern heißt wagen, heißt staunen, heißt klagen
sich trauen, das Unaussprechliche zu sagen.
Frage, erfrage, hinterfrage, zerfrage
Worte, die im Trott des Alltags untergehen.
Klettere auf das höchste Dach und schreie dort, wo oft nur ein Flüstern gesprochen wird. Denn wer sagt schon so etwas wie „Stopp!“, „Hört auf!“ und wage erst nicht ein simples „Nein“, in der Angst es könnte lebensverändernd sein.
Du klammerst dich fest an der Dachrinne, in der Hoffnung, dass dein kleiner Finger dich am Ende halten wird. „Ich kann nicht mehr!“, schreist du und schon rutschen zwei Finger ab. „Ich will nicht mehr!“ Da waren’s nur noch fünf. „Es schmerzt zu sehr!“ Da ist er, der kleine Finger, der dich mit wilder Entschlossenheit vom Absturz bewahrt.
Loslassen ist schwierig, kommt doch eigentlich nicht in Frage- im Kampfe untergehen sollst du, wenn schon. Und so klammerst du dich an all die Erinnerungen, die du in diesem Moment noch gerne mit der restlichen Welt- also den Aasgeiern über dir und den Schaulustigen unter dir- teilen würdest.
Doch was hättest du schon Spannendes zu erzählen? Wie du dich vor den Sonnenstrahlen versteckt hast, nicht wolltest, dass sie tief in dich hineinleuchten. Wie du Freitagnachts heimgekommen bist und dir die Schminke vom Gesicht gewischt hast und dein Lächeln gleich mit (immerhin war es doch eh nur aufgemalt). Wie du davon geträumt hast, das Meer zu sehen, wo es in seinen Augen doch so schön aussah.
Zurück bleibt ein einziges Wunder, noch so rein und unbefleckt, so gut wie du es gehütet hast. Das Unaussprechliche. Doch wenn du jetzt an die erschreckend weite Welt denkst, weißt du, es ist Zeit, die Worte freizulassen.
Wundern heißt wagen, heißt staunen, heißt klagen
sich trauen, das Unaussprechliche zu sagen.
Frage, erfrage, hinterfrage, zerfrage
Bevor deine Worte im Trott des Alltags untergehen
Also sagst du ihn, den Satz der so schwer über die Lippen geht:
„Ich liebe dich.“
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