Ich mag es lieber langsam
Es ist mitten in der Nacht. Ich liege auf einer Wiese und mich kitzelt das grün-braune Gras im Nacken. Ich liebe den Geruch der Dunkelheit. Die Nacht legt sich wie ein Samtmantel um mich, ruhig und intensiv, schenkt sie mir Wärme. Der Himmel ist wolkenlos und ich habe freien Blick zu den Sternen. Links von mir Bäume, wie Schatten beobachten sie mich. Ich liebe Momente wie diese. Voll Freiheit und der Sehnsucht nach unendlicher Weite. Den Himmel wie der kleine Prinz mit meinen Fingerspitzen berühren. Nur ganz kurz, nicht einmal eine Sekunde hält der Wunsch an, bis der Nächste kommt und ich beginne größer zu denken. Auf selbst gefalteten Kranichen in das Unbekannte reisen. Mit nacktem Oberkörper gen Nordsee blicken, während mir die salzige Luft die Haare ins Gesicht bläst. Der Person Hoffnung schenken, die sich noch vor einer Sekunde von dem höchsten Gipfel dieser Erde stürzen wollte. Bei dem letzten Gedanken zittere ich vor Furcht.
Wie kann es sein, dass Gefühle zu stark, Eindrücke zu viel, Menschen zu präsent werden und das Licht am Ende des Tunnels zu schwach?
Mit vollem Tempo fährst du mit deiner selbstgebauten Truhe durch den Gang. Mit nichts außer dem Licht am Ende des Tunnels. Immer weiter gerade aus. Mit 300 km/h Gegenwind. Du stößt immer wieder gegen die Wände, Schreie kaum zu unterdrücken - doch Weinen ist dir untersagt. Heißt es nicht, durchs Weinen wird alles leichter?
Ich fliege mit meinen Gedanken weiter, das ist mir alles zu schnell. Ich mag es lieber langsam. Denn du hast mir die Kunst gezeigt, den Augenblick zu genießen.
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch.
Höre dein Rufen, eine Träne die laut fällt und lausche ich deinem Herz, das wie ein gefangener Vogel schlägt. Deine Angst vor dem Ende spannt sich wie ein Netz ohne Ausweg. Denn du siehst die Wärme nicht. Der Samtmantel, der mir Geborgenheit schenkt, scheint dich zu erdrücken.
Ich laufe so schnell ich kann, mit 301 km/h Gegenwind, so schnell, dass ich die Konturen nicht mehr sehen kann. Die Konturen von den Menschen, die ich liebe, die Konturen der unausgesprochenen Gefühle, die mir vielleicht weh getan hätten, die Pasta auf deinem Pullover. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht, wie viele Jahre verfliegen, ob ich mir eine Pause schenke auf dem Weg zu dir. Ich höre mein Herz lauter pochen, als deine Angst es jemals sein könnte. Nur für dich laufe ich, nur für dich erhöhe ich mein endlos schnelles Tempo noch ein Stück mehr, nur für dich werde ich mit letzter Kraft am Ende deines schier endlosen Tunnels stehen, um dich in die Arme zu nehmen.
Denn nur du hast mir gezeigt, wie man den Strom der Stunde nicht nachjagt, sondern sanft trägt. Du hast mir gelehrt zu träumen, zu fühlen und zu genießen. Dafür werde ich dir immer dankbar sein.
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