11. November 1918
Der Tag, an dem sein Lächeln erlosch.
Diese Geschichte handelt nicht von der Schönheit des Lebens oder der Wertschätzung des Ordinären.
Diese Geschichte gehört ganz alleine einem verbitterten, alten Mann, der sich vornahm, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Alles begann an einem trüben Herbstmorgen, als die ersten Bäume ihre Blätter verloren. Obwohl die Häuser bereits beheizt wurden, verspürten die Menschen, die in ihren Häusern wohnten, keinerlei Wärme. Besser gesagt war es nicht nur irgendein Herbsttag. Es war DER Herbsttag, der die Geschichte grundlegend veränderte. Dieser Herbsttag war der elfte November 1918 – das Ende des ersten Weltkriegs.
Sein Name war Anton Serquell. Ein französischer Kriegssoldat, der aufgrund des Krieges nach Russland versetzt worden war. Auch an ihm war sichtbar, was für Spuren, der Krieg an ihm hinterlassen hat. Wilde Albträume, zittrige Hände und unzählige Wunden, die seinen ganzen Körper zieren. Diese Wunden sind der Beweis dafür, dass er es überlebt hat. Die größte Wunde ist die, die keiner sehen kann. Obwohl das Grauen nun ein Ende hat, nimmt der Krieg in seinem Kopf weiterhin statt.
Wie bei vielen anderen Soldaten sah auch er keinen Ausweg aus seinen unsichtbaren Qualen. Die Qualen traben ihn zu den Kriegsruinen, der russischen Ostfront. Die Glock bereits geladen, die Finger auf den Auslöser gelegt und die Gedanken auf den kurzen Schock danach „Ob Sterben schön ist?“, fragt er sich selbst. Er drückte die Augen so sehr zu, dass er nur durch einen kleinen Schlitz von seiner Umwelt erhaschen könnte. Doch dann passierte etwas, was seine Geschichte komplett neu schreibt.
Er erblickte ein kleines Mädchen. Sofort riss er die Augen sprengelweit auf. Für ihn war das fast unvorstellbar, was er da soeben erblickte. Durch seinen Kopf gingen Gedanken wie „Ich kann nicht mich vor diesem Mädchen erschießen. Sie wird ihr Leben lang traumatisiert sein.“ Und das war das erste Mal seit Langem, dass er an die Zukunft wieder dachte.
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