2042 – die Welt steht Kopf!
Ich wohne in der Stadt, der Herbst hat begonnen, es ist ruhig. Als Kind mochte ich die Stadt nicht. Zu laut und zu hektisch. Das ist schon lange nicht mehr so. Jeder fährt E-Auto oder Solar-Scooter. Die meisten fahren mit den Rail-Jets, den Zügen, die ohne Gleise über den Häusern unterwegs sind. Sie sind leise, schnell und im Gegensatz zu meinem Schulbus damals immer pünktlich.
Früher wäre ich am liebsten aus der Stadt weggezogen, ich kannte niemanden. Auch nicht meine direkten Nachbarn, ich war ja jeden Tag 10 Stunden weg zum Arbeiten. Ich bin Architekt. Heute treffe ich mich nur noch für Besprechungen Kunden.
Ich gehe in meine Küche und mache mir einen Smoothie aus Früchten. Das Obst ist mein eigenes. Mittlerweile haben fast alle einen kleinen Garten. Meistens auf dem Dach, so wie ich. Den Garten teile ich mir mit den anderen Nachbarn. Jeder pflanzt etwas und dann tauschen wir. Es ist schön zu sehen, wie die Stadt immer grüner wird.
Der Smoothie schmeckt lecker! Ich denke daran, dass ich früher, immer Energy-Drinks brauchte, um durch den stressigen Tag zu kommen. Ich schmunzle.
Jetzt ist sowieso vieles anders. In den letzten 20 Jahren ist viel passiert. Es ist, als ob jemand die Welt auf den Kopf gestellt hätte.
In den 2020er Jahren hatten die Menschen einige Krisen zu meistern. Klimakrise, Coronakrise und dann ist auch noch jahrelang alles teurer geworden, durch den Ukrainekrieg. Es hat Jahre gedauert, bis das alles vorbei war.
Aber es ist auch viel Gutes passiert. Die Menschen haben es plötzlich nicht mehr akzeptiert, dass Firmen auf Kosten der Natur Profit machen. Solche Firmen verschwanden. Leider haben dadurch aber viele Menschen ihre Arbeit verloren. Die Politiker reagierten aber schnell und es wurde ein Grundeinkommen eingeführt, dann hatte jeder genug zum Leben. Wer mehr wollte, hat sich etwas dazu verdient. Ich kann mich aber erinnern, dass es den Menschen ohne Arbeit aber schnell langweilig wurde. Jetzt arbeiten fast alle. Und sie arbeiten gerne, weil sie ja nicht mehr müssen.
Supermärkte wie früher, gibt es nicht mehr, nur noch kleine Läden. Damals in der Coronazeit, wo man auf einmal nicht mehr alles kaufen konnte, merkten die Menschen, dass es nicht gut ist, alles vom Ausland heranzuschaffen. Jetzt gibt es nur mehr frische und gesunde Lebensmittel aus Österreich.
Bald kommt auch der Winter. Als ich noch ein Kind war, schneite es fast nie. Und wenn, blieb der Schnee nie lange liegen. Lifte und Gondeln wurde oft gar nicht erst eingeschalten und sogar wieder abgebaut. Den Schlitten und die Ski haben wir fast nie benutzt. Jetzt ist das ganz anders. Bereits im November schneit es meistens das erste Mal. Es ist immer genug, er bleibt auch liegen und wir können den ganzen Winter Schifahren und Rodeln.
Mein Smoothie-Glas ist leer. Ich setze mich an den Schreibtisch zum Arbeiten. Ich plane gerade ein Einfamilienhaus. In der Schule haben wir noch mit Ziegelsteinen gemauert, heute kommen die Häuser aus dem 3-Drucker.
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