25. Februar
Der 25. Februar, 3: 43 – eine Uhrzeit, die sich in in meine Erinnerung gebrannt hat, als der Moment, in dem das Leben für einen Augenblick stillstand, nur um sich dann in einem gigantischen Feuerwerk von Emotionen und Licht weiterzudrehen. Der Raum war erfüllt von einem sanften Halbdunkel, nur unterbrochen von gedämpfter Beleuchtungen der Krankenhausgeräte und den leisen Geräuschen des Monitors, der die Herzfrequenz meiner Mutter aufzeichnete. Alles schien so, als wolle es bereit sein für etwas Neues, für etwas Wunderbares.
Die Zeit fühlte sich anders an – fast so, als ob sie an diesem Abend dehnbar sei, während jeder einzelne Atemzug , jedes einzelne Herzschlaggeräusch diesen Augenblick entgegen fieberte. Die Luft war geladen, allerdings nicht von Spannung, eher von einer Art sanfter Vorfreude, einer stillen Erwartung. Dann, genau als die großen Zeiger die 03: 43 erreichten, geschah es. Ein erster Atemzug, ein Geräusch, das wie ein Zischen die Stille des Raumes durchbrach. Meine Schwester war geboren.
Es ist schwer zu beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte. Es war fast so, als ob die Welt kurz innegehalten hatte, um das neue Leben zu feiern und würdigen. Die zarte, neugeborene Haut, das weiche Schreien, dass sich wie eine "schuldige" Melodie in mein Ohr einbrannte – alles deutete auf einen Anfang, auf ein neues Kapitel hin , das gerade in jenen frühen Morgenstunden für mein Leben geöffnet wurde.
Mir gingen all diese Dinge wirr durch den Kopf, ich hatte das Gefühl in die Zukunft zu schauen und es schien als ob all diese kleinen aber doch so bedeutenden Momente mit ihr zum greifen nahe sind. Ich stellte mir ihre ersten Schritte vor, die ersten Worte, die vielleicht ja mein Name sein könnten und ihr erstes Lachen. Bei diesen Gedanken bildete sich allmählich ein immer größer werdendes Grinsen auf meine Lippen bis zu einem Lächeln so breit wie ich es noch nie erlebt habe.
Die Welt draußen schlief noch, eingehüllt in die Dunkelheit der Nacht, nichtsahnend, dass etwas so Wunderbares geschehen war. Aber für mich hatte sich alles verändert. Die Straßen draußen waren still, der Himmel noch dunkel, aber in meinem Herzen ging ein neues Licht auf. 3: 43 Uhr – eine Uhrzeit, die für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hatte.
Und obwohl es nur ein kurzer Augenblick war, der den Unterschied zwischen Vorher und Nachher markierten, fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit des Staunens, der Liebe und der Freude.
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