Ideenfindung
„Hast du jetzt eigentlich schon einen Text für den Wettbewerb geschrieben“, fragt mich meine Mutter, als ich wieder einmal untätig auf meinem Bett rumkugel und mich in die unendlichen Weiten des Internets vertieft habe.
„Nein. Ich habe keine Ideen und ich schreibe nur, wenn mir eine Idee kommt. Wenn keine kommt, dann schreibe ich auch nichts“, und das meine ich ernst.
„Ach komm. So schwer ist es doch nicht.“
„Dann mach du doch mit“, entgegne ich gelangweilt.
„Das ist ein Jugend-Wettbewerb“, erinnert mich meine Mutter.
„Achja“, das hatte ich vergessen.
„Du musst einfach etwas Lustiges schreiben“, versucht sie mich auf gute Ideen zu bringen.
„Nee. Lustiges kommt nicht so gut an. Hast eh letztes Jahr gesehen. Man muss etwas Trauriges schreiben. Die Leser wollen ja sehen, dass es Menschen gibt, die mehr leiden als sie selber“, erkläre ich, nicht ganz sicher, ob ich hinter meinen eigenen Worten stehe. Die Wahrheit ist, ich schreibe auch traurige Texte, aber das sind die Texte, die nie und nimmer für andere Leute zum Lesen sein werden. Denn ich brauche sie nur für mich selbst. Damit ich sie schreibe, nicht damit andere sie lesen.
„Aber letztes Jahr war dein Text so aufmunternd. Weil er anders war.“
„Ja Mama. Und ich schreibe trotzdem nichts, wenn ich keine Idee habe. Okay? !“
„Okay“, sie seufzt.
Vielleicht dachte sie, dass ich schon meine Berufsbestimmung im Schreiben gefunden habe. Aber das ist nicht wahr. Ich mache einiges, mich interessiert vieles und manchmal auch nichts. So plötzlich kommen Ideen. So als stellt man mich auf eine verlassene Insel mit dem Gehirn von einem Neandertaler und drückt mir eine Kokosnuss in die Hand. ‚Boah‘, denke ich im ersten Moment. Aber wenn ich die Nuss geknackt habe und das eigentliche Innenleben sehe, denke ich mir nur ‚ehh‘. Jetzt weiß ich, wie es hinter den Kulissen aussieht und plötzlich interessiert es mich nicht mehr. Neues entdecken ist nur so lange spannend, so lange es neu ist.
„Also ich hätte ein paar Inspirationen für dich, wenn du Hilfe beim Text brauchst.“
„Hä?“, ich werde aus meiner Kokosnussinsel herausgerissen und schaue sie fragend an, „Achso!“
Manchmal sage ich Hä, obwohl ich das Gesprochene eh verstanden habe, es braucht nur noch ein paar Sekunden bis mein Neandertaler-Gehirn auftaut und es verarbeiten kann.
„Nein danke. Ich muss mich selber inspirieren, sonst denke ich, dass ich jemandem die Idee klaue.“
„Wie du meinst aber-“
„Mama. Passt schon. Danke.“
Also lässt sie mich in Ruhe und ich kugel weiter auf meinem Bett hin und her ohne die sinnlosen Beiträge, die ich gerade im Internet konsumiere, richtig wahrzunehmen. In Gedanken bin ich schon wieder auf Neuland gestoßen und damit beschäftigt, eine Idee zu erforschen und sie auf mein Interesse, Umsetzbarkeit und Massentauglichkeit zu prüfen.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!
Spendenbegünstigung gemäß § 4a Abs. 4 EStG 1988; Registrierungsnummer KK32646
Weitere Antworten rund um die Spendenabsetzbarkeit für Privatpersonen und Unternehmen
