Im Blickwinkel, oder?
"Beep, beep, beep. . ", läutete mein Wecker. Ich starrte ihn wortlos an.
Muss ich jetzt aufstehen und ihn ausschalten?
Ein lauter Seufzer verließ mich, ich stellte mein Körper auf und stampfte mit meinen schwerfühlende Füße zum Sofa. Mit einem kräfigen Schwung stellte ich den Wecker aus und bewegte meine Kopf zu der anderen Hälfte des Sofas. Meine Klamotten, alle dunkle, keins gefaltet und alle irgendwie hingeworfen. Mit einem raschen Schwung nahm ich mir ein T-Shirt und eine Jeans, beide größer als meine eigentliche Größe.
Egal oder? Es sieht mich eh keiner, nicht?
Müde saß ich mich auf das Sofa, schnell warf ich mir die Stücke an und bewegte meine, noch immer schweren, Beine ins Badezimmer. Am Spiegel angekommen, hieb ich mein T-Shirt und schaute meinen Bauch an.
Abnehmen könnte ich schon, nicht? Egal
Ein Vibrieren in meiner Hintertasche animiert mich zum Blick auf mein Handy. Eine Nachricht von Snapchat, weiter oben, "4: 29". "Scheiße", murmelte ich.
Jetzt schon so spät?
Schnell griff ich zum Schrank hinter dem Spiegel. Mit einem Augenblick war mein Gesicht voll gekleistert. Mit einem Schritt nachhinten schaute ich mir mein Gesicht nochmal an, schrecklich, Lidstrich schief und unsymmetrisch, Lippenstift über den Rand, die Foundation nicht passend und die Wimpern verklebt.
Wie immer, scheiße. Im Endeffekt sieht mich eh keiner, nicht?
Ein kleiner Blick auf mein Handy versicherte mich, "5: 53". Mit meinen schon etwas leichteren Beinen trample ich die Treppen herunter. In der Küche angelangt, haute ich mir noch kurz ein paar Schmuckstücke auf und ging aus dem Haus, zur Bushaltestelle. Als der grüne Bus ankam, war die Musik in meinen Kopfhörern schon lauter als die Umgebung.
Perfekt, nicht?
Mit schnellen Beinschwingungen schlenderte ich den Bus entlang zu meinen Lieblingsplatz. Rapide stellte ich meinen viel zu schweren Rucksack auf den Boden und richtete mich bequem hin. Ich nahm mein Handy wieder in die Hand. "6: 28", Zeilen tiefer: "Deutschland - Rammstein". Zufrieden packte ich mein Handy aus meinem Sichtfeld und schaute aus dem Fenster.
Die Strecke, die ich die nächsten 5 Schuljahre fahren werde, nicht. Aber was wenn nicht? Und was mache ich danach? Studiere ich? Naja egal. .
Nach langer Zeit, bin ich auch endlich beim Graz Hauptbahnhof angekommen. Prompt rannte ich zur nächsten Haltestelle und wartete auf den nächsten Bus, der wieder zu spät kommt.
Typisch.
Als ich dann auch dem Bus im Blickwinkel hatte, bemerkte ich die Menschenmasse. So viele Menschen, alle in den selben Bus wie ich.
Geschmackssache, nicht?
Eingequetscht stand ich drin. . .
. . . in dem Bus, den ich für die nächsten Jahre fahren werde, nicht? Hoffentlich oder?
"Ortweinschule", riss mich die Roboter ähnliche Stimme aus den Gedanken. Mit harten Schritten stieg ich aus dem Bus aus und drehte ich mich um. Die große Ortweinschule, auf die ich immer gehen wollte.
Richtig? Oder bereue ich es jetzt schon. .
Egal oder? Ich lass es einfach mal auf mich zu kommen. . .
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