Im glitzernd weißen Schnee
Schnee. Schnee und Blut sehe ich vor mir. Verwirrt stehe ich hier, im glitzernd weißen Schnee. Die Sonne ist bereits untergegangen. Es herrscht pure Stille, nur das Pfeifen des Windes ist zu hören. Der Schnee reicht mir bis zu den Knöcheln. Mein kaffeebrauner Mantel und meine kniehohen Lederstiefel schützen mich vor der Winterkälte. Meine dunkelschwarzen Haare wehen mir ins Gesicht. In meinen verfrorenen Händen halte ich die glänzende Klinge, dessen Spitze rot verfärbt ist. Ich schaue mich um. Blut. Schnee und Blut. Mehrere Menschen liegen vor mir auf dem glitzernd-weißen Boden, völlig blass und mit kaltem Schnee bedeckt. Sie scheinen nicht mehr am Leben zu sein. Das Blut an der silbernen Klinge tropft auf meine eleganten Lederstiefel. Zitternd lasse ich den dunkelroten Griff der Tatwaffe aus der Hand fallen. „Was habe ich nur getan?“, flüstere ich erschrocken, während ich die vielen Leichen, die vor mir liegen, betrachtete. Eine Träne rinnt mir die Wange hinunter und tropft auf den von Schnee und Blut bedeckten Boden. Ich beginne Reue zu empfinden. Ich spüre, wie mein Herz wie wild in meiner Brust schlägt. „Keine Menschenseele weit und breit, was soll ich denn jetzt tun? Keiner kann mir helfen.“ Voller Panik vergrabe ich das Messer tief im glitzernden Schnee und laufe in Richtung Horizont. Schnee. Nur der glitzernd weiße Schnee. Plötzlich ist vor mir ein Wald in Sicht. Im Wald ist es stockdunkel und man sieht rein gar nichts. Ohne nachzudenken laufe ich in irgendeine Richtung. Egal wohin, Hauptsache weit weg von den ganzen Leuten, die im blutigen Schnee liegen. Meine nassen Lederstiefel hinterlassen Abdrücke. „Ich möchte nur weg von dem ganzen Schnee!“, schreie ich in den Wald hinein. Plötzlich stoße ich gegen etwas und blicke nach vorne. Eine Hütte. Dort ist eine Hütte! Die Hütte sieht verlassen und sehr alt aus. Zu alt. Aus lauter Neugier schleiche ich mich langsam zur alten Hütte. Ich öffne die knarrende Holztür. Sie gibt ein lautes Quietschen von sich. Ich halte meinen Atem an. Endlich muss ich den glitzernd weißen Schnee nicht mehr anschauen. Der erste Raum, den ich betrete, ist dunkel, kalt und still. Ich blicke nach rechts. Die Fenster sind offen und der Wind weht in den Raum. Ich blicke aus dem Fenster und sehe eine Schnur, auf der noch die völlig durchnässte Kleidung hängt. Die Hütte sieht doch komplett verlassen aus… Ich höre ein lautes Geräusch im Hintergrund. Was kann es wohl sein? Ich drehe mich um. Am Boden der Hütte liegen zersplitterte Glasscheiben. Ich bin mir sicher, dass sie vorhin nicht da gewesen sind. Verängstigt folge ich den Spuren. Ich blicke nach vorne. Dort an der Wand ist ein großer, zerbrochener Spiegel. Es ist ein schön verzierter Spiegel. Die Ecken sind mit faszinierenden Motiven geschmückt und der Rahmen aus feinstem Gold gemacht. Ich nähere mich dem Spiegel. Schritt für Schritt. Da funkelt etwas im zerbrochenen Glas. Aus Neugier strecke ich meine Hand aus. Das Licht wird heller. Ich bin kurz davor, das Glas anzufas
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX