Immer nur ihr
Belarus. 2021.
Wir halten uns hier schon vier Wochen auf. Die Kälte macht uns von Tag zu Tag schwächer. Einige sind bereits erkrankt. Bei den nicht vorhandenen Sanitäranlagen war es nur eine Frage der Zeit. Hilfsorganisationen wird es nicht gestattet, zu helfen. Wir können nicht mehr atmen.
„Ihr habt keinen Grund dazu.“
Bewaffnete Polizisten bewachen uns in Abständen von zwei Metern. Sturmgewehre und ernste Mienen. Sie folgen auf Befehle, denken nicht. Sie würden nicht zögern, die Waffen einzusetzen. Wir können nicht mehr leben.
„Ihr gehört nicht zu uns.“
Jeder von uns hat eine Geschichte. Ihr versteht sie bloß nicht. Niemand flüchtet ohne einen einzigen Hintergedanken. Unser einziges Ziel ist Polen. Europa. Ein Dach über dem Kopf haben. Einen Beruf ausüben. Ein glückliches Leben mit unseren Familien führen. Wir können nicht mehr betteln.
„Ihr wollt uns nur ausnutzen.“
Ihr stellt eure Wägen vor uns und startet sie, um Lärm zu erzeugen. Journalisten haben keinen Zutritt zu unserem Lager. Wir können nicht mehr sprechen.
„Ihr seid unwichtig.“
Als gefährlich werden wir eingestuft. Wir könnten euch ja etwas antun. Sogar einen Notstand habt ihr verhängt. Ihr besprecht euch. Der Entschluss: Keiner gibt nach. 30 Flüchtlinge. Wir können nicht mehr bleiben.
„Ihr seid es nicht wert.“
Menschenrechte.
Recht auf Gesundheit. Recht auf Leben. Recht auf Wohnung. Recht auf Meinungsäußerung. Recht auf politische Mitbestimmung.
Sie gelten für euch. Immer nur ihr. Nie wir.
„Geht, bitte!“
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