In-die-Augen-schauen
ich bin gefangen, ausweglos im Auge eines Sturms, ein Sturm der Mann und Maus und Kind in seinem Schoß zerschmettert und ertrinken lässt, als wärn‘ sie Puppen ohne Wert. Hoffnungsloses Kämpfen ist‘s, der schnellste Segler meint das Leben sich zu retten, der stärkste Schwimmer meint den Weg zum Strand sich zu erkämpfen. Sie keuchen, husten, ringen mit dem Tod, Siegen einen Augenblick, einen Moment, voll Euphorie und Göttlichkeit; doch kurzer Dauer ist das Glück, sie brechen, sterben gramerfüllt und hoffnungslos.
Mich dünkt, nicht nur auf See wird so gefochten, nein, man wischt und schreibt und , , swiped“ im Wahn nach Partnerschaft und segelt flott am Wellenkamm des Sturms, doch viel zu schnell ; gekentert und ertrunken sind die meisten dieser Schar, es scheint, der Mensch zum Tier sich transformiert; er muss sich paaren, viel zu oft und viel zu "gut", man muss gefallen, sich beugen einem Vorbild des "Geschlechts " um dann zu lieben was das Zeug hält.
Und du, du nimmst mich bei der Hand, packst mich gerade zu, eilst von dannen durch das Meer, viel zu schnell dein Schritt und viel zu lahm der meine. Kein Berg scheint dir zu steil, keine Gasse dir zu düster, treibst mich voran mit deinem Lächeln, deine Hand ein Ring, der mich am Sinken hindert, der Pfahl, der meine Leine hält. Öffnest eine Tür, ziehst mich hindurch, ein Wind weht mir entgegen, schüttelt mich- es riecht nach dir, nach mir, nach uns zugleich, ich spüre deine Arme, deine Beine, deinen Körper; deine Hast. Ein Kuss, dem Himmel gleich, wie Nelken blüht mein Herz da auf und schlägt, als hätt‘ ich Todesangst vor dir. Er ist vorbei, war viel zu kurz, ich höre deinen Atem, Symphonien der Götter, du keuchst und holst mich zu dir nieder, wie Fesseln zieht es mich hinab auf heit’re Auen grün begrast und Bächlein flott an Bäumen schwer von Äpfeln süß und rot.
Ich falle, geb mich hin, ich bin verloren an den Teufel, auf dessen Thron du sitzt. Ein Kuss, geschmiegt an deine Lippen wie der Wein an seine Ranken, ein Kuss, gedonnert einer Welle gleich ans Schiff, ein Kuss, gehaucht wie Schnee auf einem Gipfel. Ich lasse ab, bevor ich dran ersticke, und seh‘ zum ersten Male deine Augen.
Und die Zeit bleibt stehn, mein Körper wird zu Rauch, deiner zu dem Wind, der ihn zerstreut, nur deine Augen bleiben hier, wie Monumente deiner Gloriae stehn sie in Raum und Zeit und halten mich in Ketten. Kein Auto fährt, kein Stimmenkrieg, kein Internet, kein Stahl, nur du und ich und wir, kein sie. Du keine Frau und ich kein Mann, du musst nicht schön sein, ich nicht stark, nur hier, im Jetzt und gestern in die Augen schauen. Mein Atem schlägt, mein Herz kriegt Luft, die Körper wieder da, wir fest umschlungen, doch ohne Hast und Leidenschaft. Niemand darf uns sagen, dass Liebe Wettstreit ist, sie schnell und gut und wortlos sei, Wie’s Leben auch, so will sie Weile haben- Kein Kuss, kein Schäferstündchen, nur ein In-die-Augen-schauen.
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