Innerer Kampf
Ich kann das nicht. Ich will es, aber ich kann es nicht. Es ist, als ob eine innere Mauer den Willen davon abhalten würde, meine Beine zu bewegen. Verdammt nochmal, wer hat diese Mauer so stabil gebaut? ! Es muss doch einen Weg geben, sie zu überwinden, es wäre ja nicht das erste Mal. In manchen Situationen kommt sie mir unbezwingbar vor, in anderen braucht es nur einen Hüpfer.
„Komm schon, du kannst das!“, spreche ich mir Mut zu, aber es hilft einfach nicht!
Dann antwortet nämlich mein anderes Ich: „Aber ich will das nicht, nein!“
Es hat keine wirklichen Argumente, aber trotzdem ist es unfassbar stark.
Deshalb versuche ich bessere Argumente zu finden, die überwiegen, aber… Da ist immer dieses Aber! Wieso kann es sich nicht jemand anderen suchen und mich in Ruhe lassen?
Ich bin so oft in diesen Situationen, dass man meinen sollte, ich wüsste schon genau, was ich tun muss, um mich zu überwinden, doch das ist nicht der Fall. Ich weiß jedes Mal genauso wenig, was ich tun soll.
Da sind sie wieder die zwei Ichs, die miteinander streiten.
„Los, du schaffst das! ” - „Nein, es ist viel leichter, es nicht zu tun!“
„Aber du hast es schon so lange geplant, also halt dich auch daran!“ - „Ich will aber gerade nicht und niemand kann mich zwingen!“
„Du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust“ - „Was soll es überhaupt bringen, wenn du gar keine Lust hast?“
Die beiden sprechen inzwischen so schnell, dass ich sie kaum noch verstehe, obwohl es doch meine Gedanken sind. Dieselben Argumente, die dieselbe Wirkung auf mich haben. Sie werfen sich unendlich viele Dinge an den Kopf, an meinen Kopf, solange bis er weh tut.
„STOPP!“, rufe ich laut und deutlich, „das hier ist MEIN Kopf. Hört endlich auf!“
Die plötzliche Stille ist beruhigend und hilft mir, wieder halbwegs klar zu denken.
“Reiß dich zusammen”, befehle ich mir.
Da ist sie wieder, diese große Hürde, vor der ich fliehen möchte. Aber das darf ich nicht. Es wird nicht besser dadurch.
„Jetzt mal ehrlich: Wird es besser, wenn du dich nur drückst? Wirst du jemals irgendetwas unternehmen, wenn du nicht einmal mehr kämpfst? Kannst du dich noch an irgendeine Abmachung halten?“
„Können wir uns noch auf uns selbst verlassen, wenn wir jedes Mal aufgeben?“
Das kommt gar nicht von mir, sondern von den beiden so gegensätzlichen Seiten, die sich unbemerkt wieder in den Vordergrund geschlichen haben.
Aber diesmal nicht um zu streiten, sondern um mich zu unterstützen, um mir eine Räuberleiter zu machen, über diese so hohe Mauer.
Denn am Ende sind sie doch beide Ich, sie sind beide meine Gedanken.
„Du kannst das!“, höre ich wieder.
Aber diesmal wirkt es stärker, diesmal verdrängt es alles, was dagegen gesprochen hat.
Diesmal hat sich eine Art Feuer in mir entfacht, das mich antreibt.
Ich springe mit einem Satz über das doch gar nicht so große Hindernis, lande mit beiden Beinen fest auf dem Boden und mache mich auf den Weg, die Mauer hinter mir.
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