inneres KIND
HILFE, ICH WOLLTE doch auch nur (über)LEBEN
Ich glaube… Ich glaube … Ich glaube…
Nein…
Ich glaube nicht.
Nicht mehr – zumindest.
Fass.
Du sollst es fassen.
Jage ihm nach und fass.
Wenn es läuft, wenn es schreit und es fleht.
Dann, dann musst du fassen.
Du kannst es schreien und flehen lassen.
Das es weinend und hoffend erliegt.
Bohre Deine Zähne, Deine Fänge, Deine Krallen noch weiter in Sein.
Fass.
Schnapp zu.
Es hat es doch auch bei Dir getan.
Jetzt, jetzt; da bist Du der Stärkere.
Fass es!
Nein – Zerfetze es, zerreiße es!
Kannst du es denn – zerfetzen?
Kannst du ihn kreischend weinen lassen?
Möchtest Du ihn verblassen und zerfallen sehen?
Wie die einen Rosen.
Die roten Rosen,
im Winter.
Weißt Du es noch?
Das Erste Mal.
Es vor Dir, mit ihnen.
Den roten Roßen.
Duft in der Luft – Überall.
Weißt Du noch?
Kannst Du Dich noch erinnern?
Wie der Schweiß.
Tropf, Tropf, Tropf machte.
Wie die Hand mit den Rosen vor Dir.
Und seine verdeckte Hand – von den Schichten verdeckt – zu Dir.
Mit dem Strauß zu Dir.
Ein Brief inmitten.
Wie es hielt; sie unten am Stiel.
Doch es vergaß, die Stacheln zu entfernen.
Weißt Du es – nicht mehr?
Als es vor Angst sie fester, fester und noch fester umschlang.
Und sein Blut dann
Tropf, Tropf machte.
Aus der Hand.
Der abgemagerten, verdeckten Hand.
Verdeckt.
Umhüllt.
Sie war es – die im Dunkeln war.
Eingehüllt. Eine, zwei; drei Schichten drum rum.
Und ganz mager.
Weißt Du noch.
Wie Du es nie verstanden hast.
Es, es hatte es doch. Was Du immer wolltest.
Wofür Du immer.
Tag für Tag.
Alles getan hattest.
Und Es?
Es wollte das, was Du hast.
Doch für ihn.
Da war nur Scham da.
Unterhalb der Schichten.
Schichten.
Davon hattest Du doch auch immer viele.
Kannst Du Dich noch erinnern?
Wie Du merktest,
dass Du ganz anders warst als die.
Die, die Du Freunde nanntest.
Dass Du immer schon: zu groß,
Zu nett,
Zu offen;
Zu verletzlich warst.
Doch dann, dann sind sie – die Schichten – gekommen.
Und mit ihnen, kam der Winter.
Und die blütenden Rosen.
Sie musste verblassen.
Das weinende Kind im Herz,
dass nach Liebe sehnte,
dass nach Wärme sehnte.
Musste verblassen
Bis, bis die Dunkelheit es ihnen gleichtat.
Und jetzt?
Im Nichts.
Da, da bist Du.
Unter all den Schichten.
Drum musst du fassen.
Greif es an!
Schreie.
Du kannst weinen.
Du darfst Stechen.
Lass alles raus.
Du musst es rauslassen!
Kannst Du denn alles rauslassen?
Lass Dein, Frieden finden.
Bring es doch um.
Und lass es noch ein letztes Mal flämmen; flehend weinen.
Dann, dann wird es erliegen müssen.
Dem Frieden.
Der Stille.
Der Leere.
Lass es sterben!
So ist es doch schon lange –
tot.
Innen alles Tod.
Außen – Du – nur ein Körper.
Ohne Wärme.
Worauf wartest Du?
Es wird keiner kommen.
Nein – da ist niemand – der Dich retten wird.
Lass endlich los.
Kannst du es etwa nicht – loslassen?
Willst Du nicht – loslassen?
Jetzt kannst du aber loslassen.
Oder
wartest Du; Hoffst Du – nicht etwa noch immer auf ihn?
Den Zukunftszauber?
ICH?
WARUM NUR?
Ich, wollte doch auch nur (über)LEBEN.
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