Irgendwann, irgendwo?
Kitzeln auf meiner Nase. Die schwarzen Haare wirbeln um mein Gesicht, streifen sanft meine Wangen. Ein Windstoß, Luft. Sauber, kühl, erfrischend. Meine nackten Füße begrüßen den Morgentau. Nässe. Grashalme erheben sich zwischen meinen Zehen. Und die Sonne küsst meine Haut.
Irgendetwas ist anders. Aber was? Wo war ich? Wer bin ich?
Ich lausche, höre Vogelgezwitscher. Keine Bomben, keine Schüsse, keine Schreie leidender Frauen? Ich denke nach, mir geht es gut. Keine Trauer, keine Angst, keine Ungewissheit?
Was mag das wohl sein hier? Keine Ungerechtigkeit, keine Wut, kein Artenaussterben? Dieser Ort scheint mir unbekannt.
Wo sind sie hin, diese ganzen Gedanken? Die Gier? Das Verlangen nach Macht? Der Wunsch besser zu sein als alle anderen?
Ich sehe mich um, ich bin nicht allein hier. Menschen. Ganz viele. Aber nicht zu viele. Menschen jeder Hautfarbe, jeder Herkunft, jeder Religion. Aber wie kann das sein? Keine Ausgrenzungen? Keine Einschüchterungen? Kein Rassismus? Kein Patriotismus?
Wie komme ich weg von hier? Es ist so ungewohnt. Alles. Ich will hier weg. Oder doch nicht? Will ich hier wirklich weg? Will ich hier weg, obwohl alles so perfekt scheint? Alles so friedlich ist? Ich so sein kann, wie ich will? Mir niemand droht und mich verletzt? Jeder gleich viel wert ist? Niemand für Geld Grausames tut? Nein, das kann doch nicht sein! Sowas gibt’s doch gar nicht.
Oder vielleicht doch? Irgendwann. Irgendwo.
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