Jugendliebe
Bumbum. Bumbum. Mein Herzschlag, zurückgeworfen von seinem, den ich nur hören kann, weil ich mich so fest an seine Brust geschmiegt habe, dass kein Blatt mehr zwischen uns passt. Seit Tag eins weiß ich, dass wir einfach zusammenpassen. Beide sind wir uns sicher, dass das hier für immer halten wird. Wir sind für einander die Luft, die wir zum Atmen brauchen. Bieeeeeep. Mein Handy zerstört diesen perfekten Moment, in dem ich die restliche Welt ausblenden und nur in diesem Augenblick hier mit ihm auf der Picknickwiese ausharren konnte. Grummelnd schließt er seine muskulösen Arme fester um mich, während ich mich langsam von ihm runterrollte. „Musst du wirklich schon gehen?“, fragt er enttäuscht. „Meine Freundinnen warten auf mich“, erwidere ich und gebe ihm einen schnellen Abschiedskuss. Doch anstatt mich losziehen zu lassen, springt er mit einem Ruck auf und faltet meinen Schal, welchen wir als Decke zweckentfremdet hatten, zusammen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch vollführen Luftsprünge angesichts der Tatsache, dass dieser wundervolle Mensch mich so sehr liebt, dass er ohne zu zögern meine Hand ergreift und einen zwanzig minütigen Umweg nach Hause in Kauf nimmt, nur um noch ein wenig mehr Zeit mit mir zu haben. Gemächlich machen wir uns auf den Weg und trotz dessen, dass die Sonne schon den späten Nachmittag einläutet und meine Freunde möglicherweise schon warten, stresse ich mich nicht allzu sehr.
Schließlich komme ich so gut wie nie zu spät und diese fünf Minuten werden sie wohl noch überleben. Gut, vielleicht übersah ich hin und wieder die Zeit, wenn ich mit ihm unterwegs war, aber deswegen konnten sie mir kaum böse sein. Nur weil sie dieses wundervolle Gefühl der Verliebtheit noch nicht erlebt haben, bedeutet das noch lange nicht, dass ich mein Glück hinten anstellen muss. In letzter Zeit hatte ich sie seltener gesehen, aber er ist nun mal auch Teil von meinem Leben und ich will so gut es geht diese neue Erfahrung auskosten. Zu meiner Verteidigung wurde ich ebenfalls einige Male sitzengelassen, da meine Freundinnen in den meisten Fällen davon ausgehen, dass ich lieber etwas mit ihm, als mit ihnen machen will, wenn ich nicht explizit das Gegenteil kommuniziere. Nichtsdestotrotz zählen sie zu meinen Lieblingsmenschen und ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sie wäre.
Wir kommen an dem geplanten Treffpunkt in der Stadt an und es wird Zeit für den endgültigen Abschied, zumindest so endgültig wie ein Abschied sein kann, wenn wir uns schon am nächsten Tag wiedersehen werden. Geflüsterte Versprechungen, dass wir am Abend telefonieren werden, unterbrechen unsere Küsse und begleiten die Umarmungen. Als wir uns voneinander lösen, sehe ich ihm so lange hinterher, bis er um eine Ecke biegt und ich ihn unmöglich weiter ausmachen kann. Beschwingt entdecke ich meine Clique einige Meter entfernt und nähere mich winkend. In diesem Moment vibriert mein Handy. Natürlich sehe ich mir das gesendete Video an und schicke ihm gleich eins zurück.
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