Kaleidoskop des Lebens
Dämmerung. Ratternde Ketten. Ich steige ein. Die Welt scheint still zu stehen. Autos fahren vorbei. Laute, hallende Geräusche. Sein Atem wird flacher. Es ist drückend voll mit Menschen. Klackern im Rhythmus des Herzschlages. Sein Körper auf meinem Schoß wird schwerer. Unten verschwimmen die Menschen zu kleinen, bunten Flecken. Kalter Wind verfolgt mich mit jedem Schritt. Es scheint, als seien alle Menschen gerade auf dem Heimweg. Man bewegt sich stetig aufwärts, den Blick in den blauen Himmel gerichtet. Ich höre nicht auf über das Fell zu streicheln. Die Bahn setzt sich in Bewegung. Ich bereue es, nicht auf den nächsten Bus gewartet zu haben. Es wird immer kühler. Weit kann es nicht mehr sein. Alles kribbelt. Drückende Hitze. Mein Körper ist angespannt, ich lehne mich weiter zurück. Die Luft ist eisig. Sein Kopf liegt schief auf meinem Schoß. Ein nach Schweiß riechender Duft. Der Wagen ruckelt kurz. Über mir sind die ersten Sterne zu sehen. Die Augen sind müde. Die Bahn hält. Plötzlich kippt der Wagen. Menschen steigen ein. Mein Blick schweift zur Tür. Ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit. Trotzdem voller Vertrauen. Ich spüre etwas Feuchtes auf meiner Wange. Plötzlich sehe ich ihn. Ich flüstere ihm leise Worte zu. Ein Fremder, und doch kommt er mir so bekannt vor. Verzweifelt erzähle ich Geschichten. Die Geräusche der Bahn verblassen. Alles wird gut werden. Adrenalin. Meine Stimme zittert. Das Murmeln und Gelächter der Menschen verstummen. Stille. Bald ist es vorbei. Einzelne, weiße Flocken tanzen sanft vor mir aus der Dunkelheit. Ein kurzer, unbeschwerter Blick. Ich will es nicht wahrhaben. Leuchtende, dunkle Augen. Ich strecke meine Hand danach aus. Unwillkürlich grinse ich. Als könnten sie in mein Innerstes sehen. Ich werde niemals aufstehen. Für einen Augenblick bleibt die Zeit stehen. Leicht und lautlos tanzen sie durch die Luft. Aus dem Grinsen wird ein Jauchzen. Es wird unser letztes Mal zusammen hier sein. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Beinahe schwerelos. Tränen laufen mir übers Gesicht. Sie glitzern im fahlen Laternenlicht. Mir wird unglaublich heiß. Ich kann nicht aufhören, mich an diesem Moment festzuklammern. Kribbeln vom Bauch bis in die Fingerspitzen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Plötzlich passiert es. Tausende Schmetterlinge im Magen. Ich atme die klare Nachtluft ein, gehe weiter, lautlos. Ein flüchtiges Lächeln. Ein Moment, der nur uns gehört, inmitten all der Fremden. Jede Hoffnung in mir verblasst. Jeder Schritt wird durch die weiße Decke gedämpft. Ein Augenaufschlag. Ich drücke fest seine Pfote. Unbeschreiblich. Die Welt wirkt plötzlich ganz anders. Ich bin allein und doch der zufriedenste Mensch. Ich blinzle. Ich spüre den langsamen Herzschlag. Jede einzelne Flocke verstärkt das Gefühl. Ich rede weiter auf ihn ein. Er ist verschwunden. Um mich herum so viele Menschen. Nichts wirkt mehr hektisch. Der Herzschlag verblasst. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Ich bin entspannt und überglücklich. Jegliche Anspannung löst sich und Freude explodiert, bevor der Wagen wieder langsamer wird und zum Stehen kommt.
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