Können wir dann überhaupt noch so weitermachen wie bisher. . . ?
Wir hören gerade unseren Lieblingssong im Radio, als uns plötzlich die hellen Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos blenden. Auf einmal habe ich ein unbeschreibliches Gefühl in mir, dass mich sofort zusammenzucken lässt. Auf einmal wird mein Körper von einem kalten Schauer durchzogen und ich bekomme eine Gänsehaut, wie ich sie noch nie hatte. Ein Gefühl von Panik macht sich in uns breit. Das entgegenkommende Fahrzeug schlittert auf der nassen Straße auf uns zu, und wir tun alles Mögliche, um ein Zusammenstoßen zu verhindern. Doch es ist bereits zu spät. Meine Gedanken drehen sich um verschiedene Dinge. Und dann ertönt ein lauter Knall. Er hallt immer und immer wieder in meinem Kopf nach, als hätte ich einen Ohrwurm, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Unser Auto überschlägt sich weiter, doch ich fühle mich in diesem Moment schwerelos. Ich habe das Gefühl zu fliegen. Und dann kommt der Aufprall. Kurze Zeit später höre ich einen lauten Schrei, der nicht aufhört. Nein. Im Gegenteil. Er wird immer lauter und er klingt hilflos. Ich brauche ein paar Sekunden bis ich realisiere, dass dieser Schrei durch meine Lippen dringt. Ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht kontrollieren, was mein Körper mit mir macht. Ich spüre ihn aber auch nicht. Panik durchzieht mich und ich fühle mich so hilflos. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit bis Hilfe kommt. Und dann endlich. Aus weiter Ferne höre ich das Martinshorn des Rettungswagens. Es kommt immer näher, bis es schließlich bei uns ist. Ich höre wie aus weiter Ferne Leute irgendetwas reden, verstehe aber nicht genau was sie sagen. Und Sekundenbruchteile später wird alles schwarz.
Licht. Ich sehe Licht durch meine noch zu schwachen Lieder dringen. Dann versuche ich meine Beine zu bewegen. Doch so sehr ich mich bemühe, auch nur einen Muskel anzuspannen, so sehr bin ich enttäuscht, dass es nicht funktioniert. Ich spüre meinen Körper also noch immer nicht. Das muss also bedeuten, dass ich im Krankenhaus liege und ins Koma versetzt wurde. Das heißt, ich liege hier komplett hilflos und allein. Allein und meinen Gedanken gänzlich ausgeliefert.
Wo ist meine Mama? Wie geht es ihr? Wie und was ist genau passiert? Diese und noch viele weitere Fragen schwirren in meinem Kopf herum, wie ein großer Schwarm von Bienen und lassen mir keine Ruhe. Ich mache mir Gedanken wie es doch sein würde, wenn ich beschlossen hätte, mich nicht mit meiner besten Freundin zu treffen. Dann wäre dieser ganze Mist hier auch nicht passiert. Ich bin in Gedanken so aufgelöst, dass ich natürlich nicht mitbekomme, dass mir Tränen über die Wangen laufen. Wie wird mein Leben danach weiter gehen? Ich müsste zu einem späteren Zeitpunkt sicher ein bzw. mehrere Therapien besuchen. Ich werde sicher wie ein kleines Kind sein, das nicht einmal selbstständig essen kann oder gar reden. Aber eine Frage geht mir gar nicht mehr aus dem Kopf. Können wir dann überhaupt noch so weiter machen wie bisher…?
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