Können wir noch einmal?

Ich mag es spazieren zu gehen, vor allem im Herbst. Ich mag die bunten Blätter, die leise zu Boden gleiten, die Paare, die unter Regenschirmen den Weg entlanggehen und die Düfte von Maronis und Bratkartoffeln, die durch die Gassen wehen. Ich mag auch die Kinder, die Kastanien sammeln und am liebsten mag ich es, dich zu besuchen. Ich habe oft keine Zeit für dich, oder auch mich, aber trotz all dem Stress und Sturm und Streit werd ich‘s trotzdem nie vergessen. Der Arzt meinte, es würde dir bald besser gehen, aber ich muss ganz leise sein, um auch nur ein Flüstern oder ein einzelnes Wort, hier oder dort, von dir zu verstehen. Ich sitze auf der Bank, auf der wir immer saßen und über die Welt nachdachten, während alles um uns herum weiterlief und für uns die Zeit stehen blieb. Und ich frage mich, ob wir das noch einmal machen können. All die Gedanken und das Sorgenfreie und die Leute um uns herum, während wir ganz ruhig den Moment genossen und sie den Nächsten schon längst hinter sich ließen.

Können wir noch einmal gemeinsam spazieren gehen, durch die herbstlichen Gassen? Nicht nur an diesem grauen Ort verweilen? Können wir noch einmal die Geschichten erzählen? Du von dir und ich von mir? Können wir noch einmal die Bücher lesen und Lieder singen, die Kuchen backen und Spiele spielen? Können wir noch ein letztes Mal das Licht gemeinsam sehen, wenn wir zusammen durch die Nacht spazieren gehen?

Dann fing ich doch zu weinen an und ich dachte mir, nein ich sagte es laut: „Können wir alles noch einmal machen?“ Und ich hörte ihr Lachen, roch förmlich ihr Parfum, trotz des grauen Nebelschleiers. Ich sah die Blätter gelb und rot und wünschte es noch einmal ganz fest, doch meine Oma, sie blieb tot.