Konfettigewitter
Und da sitzt du, die Sanduhr in der Hand, die Zeit rinnt dir durch die Finger und wird zu Murmeln, auf denen du ausrutscht, wenn du aufstehst, wenn du aufstehst, wenn du nur aufstehen würdest… und du blickst zurück auf deine letzten Wochen, zählst die Höhepunkte, das, worauf du stolz sein kannst.
Stolz sein solltest.
Irgendwas fehlt, es ist so still um dein Herz.
Wo bleiben die Euphorie, der Zauber, der Sternschnuppenregen und die Konfettigewitter? Irgendwas fehlt, du hast es dir besser vorgestellt.
Du warst am Ende der Welt, hast den Himmel berührt, die Sterne gefragt und doch nichts gefunden und dann bist du zurückgekommen und hast dich gefragt, was das alles soll.
Hast du schon mal einem Herz beim Schlagen zugehört?
Ohr an Brust, Ohr an Herz?
Lass uns wieder Kinder sein und barfuß laufen, durch Lacken springen und uns freuen, dass unsere Füße schmutzig sind. So merkt man, dass man was erlebt hat. Lass uns ohne Ziel und Plan wegfahren, nur damit ich dich dann fragen kann:
Bist du schon mal im Sonnenuntergang, wenn der Tag die Nacht küsst, in einem verlassenen See schwimmen gegangen? Hast du schon mal nicht gedacht und einfach der Welt zugehört?
Warst du schon mal verliebt? Hast du hinter Fensterglas und in dir drin eine neue Welt entdeckt und einfach nur geatmet und die beste aller Hände gehalten und dich so lebendig gefühlt?
Bleib einmal wach mit mir, nicht nur bis die Wolken wieder lila sind, sondern den ganzen Tag und die ganze Nacht und du wirst nie mehr schlafen gehen wollen.
Und dann wenn der Himmel wieder brennt und es Tag wird, endlich Tag wird, dann werden wir in einer Hängematte liegen und du wirst sehr mutig und sehr ehrlich sein, wirst dein Herz auf der Brust als Schutzschild tragen und plötzlich keines mehr brauchen und du wirst nie mehr Angst haben und endlich alles sagen, endlich alles sagen und irgendwie verstehen. Und dann schau nach oben, da sind nur noch Sterne und du berührst den Himmel, du weißt, besser kann es nie sein und du wirst ganz still werden damit du hören kannst wie dein Herz schlägt. Und dann werden wir da sitzen und zu hören, wirklich zu hören und wir werden beginnen zu sehen.
Und jetzt wirst du high vom Leben, jeden Tag, siehst Konfettiwolken am Horizont und bemerkst, dass unter deinen Sorgen schon Jahre Flügel gewachsen sind und du einfach nur losfliegen musst. Und es regnet Sterne, die Welt strahlt und alles ist plötzlich so einfach. Nicht weil du frei bist, sondern weil du bist.
Hast du schon mal deinem Herz beim Schlagen zugehört, Ohr an Brust, Ohr an Herz, und plötzlich gewusst, dass es tut, was alle anderen Herzen tun und bemerkt wie schön das ist?
Du warst am Ende der Welt, hast die Sterne gefragt, den Himmel berührt, alles versucht und doch etwas gefunden. Denn jetzt lebst du, die Sanduhr fällt dir aus der Hand und du tanzst mit den Murmeln und bemerkst: Du hast es dir nicht besser vorgestellt, nur anders.
Jeder Tag ist ein Konfettigewitter.
Hör doch, wie dein Herz schlägt.
Du lebst, was könnte schöner sein?
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