Kurz vorm Einschlafen, zwischen Halbschlaf und Glück
Und wenn meine Gedanken so schnell wirbeln, dass der Druck auf meinem Herzen zu groß wird, mein Atem seine Melodie verliert, der salzige Regentropfen meine Wange herunter rinnt, die Luft dröhnend schweigt und ich rennen will, rennen will dorthin, wo die Leichtigkeit mich trifft, mich erleuchtet wie ein Geistesblitz und meinen Gedanken so schnell wirbeln, dass ich alle Sorgen, die meine Füße zu Boden zerrten, einfach so vergiss, dann frag ich mich, was mein Tempo wohl ist.
Manchmal sehne ich mich nach einem inneren Pendel, dass mir die Geschwindigkeit vorgibt, von dem ich weiß, dass es immer hin und her schwingt, egal, was das Leben mir auf den Teller gibt.
Es gibt Tage, an denen habe ich das Gefühl, dass ich fliegen kann. Und ich meine, dass ich mein Tempo steuern kann. Und wenn ich die Kontrolle abgebe, weil man sein Tempo an solchen Tagen gar nicht steuern muss, dann fliege ich so schnell wie der Wind. Oder so schnell wie der Takt eines Lieds, das mich trägt und ich denke, ich bin verliebt. Verliebt, wenn die Ampel auf Grün schlägt, noch bevor ich am Randstein steh, verliebt, wenn die Straßenbahn fegt, noch bevor ich mich nach der Zeittafel dreh, verliebt, wenn ich einfach nur geh, und ein leises Schmunzeln, ja vielleicht sogar ein Lächeln auf fremden Gesichtern erspäh.
Fallen ist auch nur eine Form von fliegen, denke ich. Mit dem Unterschied, dass man irgendwann den Untergrund trifft, während es nach oben keine Grenzen gibt. Doch würden wir zu weit fliegen, dann wär ja schon der Himmel und Himmel! , da seh ich mich noch nicht.
Oft hab ich das Gefühl, dass mir das Urvertrauen fehlt, dieses Gefühl, dass mich warm einbettet und mir verspricht, dass die Welt sich immer weiterdreht, dass nach jedem Ende ein Anfang kommt und dass das Leid so vieler Menschen sich irgendwann von selbst vergisst. Denn wie kann es sein, dass alles gut wird, wenn doch das Herz so vieler Menschen blutet und niemand kommt, der ihre Blutung stillt?
Manchmal sehne ich mich nach einem inneren Pendel, dass mir die Geschwindigkeit vorgibt, von dem ich weiß, dass es immer hin und her schwingt, egal, was das Leben mir auf den Teller gibt, sodass ich mich nicht mehr fragen muss, was mein Tempo wohl ist.
Und ich bin dankbar, dankbar für all die bunten Farben, wenn ich aus meinem Fenster blick, für meine wertvollen Gaben, die ich ausschöpfen darf und aus denen ich mein Leben strick, dankbar für so manches Missgeschick, weil ich dann wieder weiß, dass die Ruhe der Schlüssel ist.
„Es gibt 2 wichtige Tage in deinem Leben. Der erste ist der Tag, an dem du geboren bist. Der zweite ist der Tag, an dem du weißt warum.“, sagte heute eine Frau zu mir. Und bis ich weiß, „warum“, weiß ich, dass ich gar kein Pendel brauche, denn das Tempo, nach dem ich leb, ist manchmal laut und oft leise, oft schön bunt und selten schwarz-weiß, hin und wieder ruhig und immer wieder ganz schnell, ohne dass ich es je verstell.
Und das finde ich schön.
Und dann schlafe ich ein, bis ich morgen aufwache.
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